Ford Rhodesien

Charles Duly hatte im Alter von 24 Jahren gerade seine Ingenieursausbildung absolviert und fuhr mit dem Fahrrad in das rhodesische Bulawayo, wo er 1894 eintraf. Zwei Jahre später eröffnete er dort sein eigenes Fahrrad Geschäft. 1902 importierte er das erste Automobil in das afrikanische Land, 1911 wurde der Betrieb zum offiziellen Ford Händler für das damalige Nord- (heutiges Sambia) und Süd-Rhodesien (heute Simbabwe) ernannt.

Dale & Co

1960 begann Ford Kanada - zuständig für die Commonwealth Nation mit Ausnahme von Großbritannien - Pläne für ein neues Werk in Rhodesien, dem heutigen Simbabwe, zu schmieden. Veranschlagt waren Investitionen in Höhe von 1,5 Millionen Pfund. Geplant war ein unglaublicher Mix aus nordamerikanischen, britischen und deutschen Modellen wie Consul/Zephyr, Anglia, Falcon, F-100, Taunus 12m und 17m, Thames 800, Taunus Transit, Thames Trader sowie Fordson Dexta und Major Traktoren. Verwirklicht wurden aber nur Anglia, Zephyr, F-100, Thames Trader und Fordson Dexta.

Im neuen Werk Willowvale, westlich von Salisbury - dem heutigen Harare - gelegen, begann ein internationales Team mit seiner Arbeit. Ford Motor Company of Rhodesia (Pvt.) Limited war auf Kleinserien Fertigung ausgelegt und diente später als Vorlage für ein ähnliches Vorhaben in Peru. BMC hatte zuvor ein neues Werk an der Grenze zu Mosambik für den Mini, "Mini Moke" und Austin/Morris 1100 eröffnet.

Maschinen, Einrichtungen und Teile waren vor Ort nicht zu beschaffen und mussten von anderen Ford Gesellschaften organisiert werden. Das Ersatzteillager von Duly and Company, die nun schon 50 Jahre tätig waren, wurde nach Willowvale verlagert. Ihm folgten auch einige Mitarbeiter. Ford Australien lieferte Lehren für den Consul/Zephyr Mk.II Karosserie Rohbau. Lieferanten aus Südafrika, die dort schon für Volkswagen und das Ford Werk in Port Elizabeth tätig waren, kamen auch zum Zuge. Ford Mexiko lieferte Schweißzangen sowie Einrichtungen für den Bau des Anglia, des F-100, Thames 800 und Taunus Transit. Letztere entpuppten sich als ungenau, hinzu kamen Schwierigkeiten mit den schlecht ausgebildete Arbeitskräften, die sich zudem weigerten Überstunden zu machen. Mexiko entsandte Spezialisten um mit Messausrüstung vom südafrikanischen Werk und vor Ort angefertigten Lehren den Anglia 105E endlich bauen zu können. Schlussendlich fehlten spezielle Kupferelektroden für die Punktschweißzangen, die im rohstoffreichen Rhodesien schnell besorgt wurden und vor Ort angepasst werden mussten.

Im Juli 1961 sollte die Produktion anrollen, doch viele benötige Teile waren noch auf See. Luftfracht gab es noch nicht, vom Hafen mußte Alles über eine Schmalspur Dampfeisenbahn in das Werk transportiert werden. Die zerlegten Fahrzeuge kamen in hölzernen Kisten aus den Häfen in Beira und Lorenzo Marque, beide in Mosambik. Im Werk stand ein großer Kran zum Entladen bereit.

Erster Ford Zephyr aus Willowvale
der erste Zephyr aus Willowvale

Allen Widrigkeiten zum Trotz schaffte es am 22. Juni 1961 die erste Zephyr Karosse elf Tage vor Plan auf das Band, am 3. Juli folgt der erste F-100 - auch ein Tag früher als geplant.  Werkleiter Ralph Fawcett fuhr den ersten Ford aus heimischer Produktion am 14. Juli um 10:45 Uhr persönlich vom Band. Alle zwanzig Minuten verließen nun Fahrzeuge das Werk auf offenen Eisenbahnwaggons. Duly and Co kümmerte sich um den Vertrieb. Die Asche der Lok setzte auf dem langen Weg den Ablauf der Fahrzeug Lüftung zu, Folge waren in der Regenzeit feuchte Innenräume. Traktoren wurden nach Mosambik, Zaire, Malawi und Sambia exportiert.

Nach der einseitigen Unabhängigkeitserklärung Rhodesiens war, aufgrund von UN-Sanktionen, kein Import von Komplettfahrzeugen mehr möglich und Ford zog sich aus dem Markt zurück. Zudem verloren die inländischen Montagewerke den Zugang zu ihren Exportmärkten, so dass die Produktion stagnierte und sie Anfang 1967 schließen mussten. Die staatliche Industrial Development Corporation übernahm die Ford und BMC Montagewerke. Zu den Unternehmen, deren Fahrzeuge dort montiert wurden, gehörten Toyota, BMW, Peugeot, Citroën, Nissan (Datsun), Scania, Renault, Bedford und Alfa Romeo. Bei den montierten BMW-Modellen handelte es sich um den auf dem Glas 1700 basierenden BMW 2000 GL, der hier als Cheetah vertrieben wurde. Zudem wurden Traktoren von Ford (ganze 12 Stück 1985, zuvor immerhin 190), Deutz, Universal (Rumänien), Fiat, John Deere und Massey Ferguson montiert. Der heimische Anteil lag bei nur 20 Prozent.

Im Jahr 1986 kündigte die Regierung von Simbabwe eine neue Initiative für die Automobilproduktion an. Gleichzeitig musste die Produktion wegen des Devisenmangels stark eingeschränkt werden. Im Jahr 1989 konnte Mazda als technischer Partner gewonnen werden. Anteilseigner des in Willowvale Mazda Motor Industries umbenannten Unternehmen sind die staatliche Motec Holdings (58 %), Mazda Motor (25 %), It?ch? (8 %) und ein Belegschaftsfonds (9 %). In den 1990er Jahren beschäftigte WMMI rund 2000 Mitarbeiter (1997) und produzierte bis zu 9000 Einheiten pro Jahr, bis sie 2012 eingestellt wurde. Anfang 2017 wurde die Produktion in Zusammenarbeit mit Beijing Automotive Group und Astol Motors im Rahmen des neu gegründeten Joint Ventures Beiqi Zimbabwe wieder aufgenommen. Produziert werden Doppelkabinen-Pick-Up.

Duly's kümmert sich ab 1980 wieder um den Vertrieb von Ford Kraftfahrzeugen, Traktoren, Mähdreschern und anderen landwirtschaftlichen Maschinen. Als Ford seine Landwirtschaftssparte in den 90er Jahren an FIAT Agri abgibt, gibt Duly dieses Segment ab.

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