Ford Taunus 17m (P3)

Baujahre: 1960-1964
Stückzahl: 669.731 aus Köln-Niehl und Antwerpen, davon 86.010 Turnier
Motor: 1,5 und 1,7 Liter OHV Vierzylinder Reihenmotoren mit 55 und 60 PS (TS 1,8 Liter 70 PS, ab 1962 65 bzw. 75 PS), dreifach gelagerte Kurbelwelle
Getriebe: voll-synchronisiertes Dreiganggetriebe mit Lenkradschaltung; a.W. Vierganggetriebe, Overdrive Saxomat 

Ford Taunus 17M (P3 Badewanne)
Ford Taunus 17m

Im Oktober 1960 erscheint unter dem Motto "Die Linie der Vernunft" (einer Idee des Kreativdirektors Wilfried Henkel der Werbeagentur J. Walter Tompson in Frankfurt) ein optisch völlig neu gestalteter 17m und läutete das Ende der Heckflossen-Ära ein. Ford hatte dafür gesorgt, dass schon vor der Präsentation Bilder durchgesickert waren, indem man der Zeitschrift "Quick" steckte, dass die Prototypen in Marokko letzte Testfahrten absolvierten.

Das intern P3 bzw. Projekt NPX genannte Modell besticht mit einer aerodynamischen Karosserie, die dem Wagen den Spitznamen "Badewanne" einbringt. Dass unter dem neuen Blech zu großen Teilen die Technik des Vorgängers steckte, wurde geflissentlich übergangen. Grundpreis damals: 6.645 Mark. Alles weitere kostete Aufpreis: Das vollsynchronisierte Vierganggetriebe 75 Mark, die Saxomat Halbautomatik 260 DM. Ein Luxus-Ausstattungspaket mit Rückfahrscheinwerfer, Weißwandreifen, Radzierringen, Stoßstangenhörnern, Zweitonhupe und anderen edlen Details: 2.295 DM. Mit 150 Mark schlugen optionale Scheibenbremsen an der Vorderachse zu Buche.

Der P3 bot als erster deutscher Serienwagen Breitbandscheinwerfer, eine bis in das Dach hochgezogene dreidimensional gewölbte Windschutzscheibe, gewölbte Seitenscheiben und in die Karosserie integrierte Stoßstangen. Der ursprünglich geplante OHC Vierzylinder mit Zahnriemen und Tassenstößeln wurde nicht realisiert, sonst hätte Ford Köln heute in Anspruch nehmen können die weltweit erste, von einem Zahnriemen angetriebene Nockenwelle in Serie verbaut zu haben. Nur ein paar Zeichnungen und Fotos erinnern heute noch an diesen 1,5 Liter "Wundermotor", der es 1959 immerhin in einem P2 Versuchsträger montiert, auf Erprobungsfahrt bis in die algerische Wüste geschafft hatte.

Neben der zwei und viertürigen Limousine gibt es natürlich auch wieder einen Kombi und Kastenwagen. Der wohl eleganteste Kombi der ganzen Mittelklasse hieß nun erstmals 'Turnier'. Seine Schlußleuchten befanden sich zunächst an der hinteren Dachkante oberhalb der Hecktür, die wahlweise für den kommerziellen Gebrauch als "Kühlschranktür" oder für den noblen Privat - Kombi nach unten klappbar mit integriertem Kurbelfenster, das über eine von außen zugängliche, abschließbare Kurbel betätigt wurde, lieferbar war. Ab 1962 ersetze die heute noch übliche nach oben schwingende Heckklappe die Version mit der "Kühlschranktür". Gleichzeitig wanderten die Schlussleuchten von der Dachkante in die hinteren Kotflügelenden, da es Zulassungsschwierigkeiten in einigen Export-Märkten hinsichtlich dieser ungewöhnlichen Rückleuchten Platzierung gegeben hatte. So mussten auch in einigen Märkten die ovalen Scheinwerfer Doppelscheinwerfern vom NSU TT weichen.

Die Kundschaft stand Schlange, es kam zu Lieferfristen von mehreren Monaten. Es wurde sogar BMW gefragt, ob dort brach liegende Kapazitäten von Ford genutzt werden könnten. Nach deren Absage mußte schließlich eine neue Fabrik im belgischen Genk für den Taunus 12m errichtet werden.

Auf der IAA 1961 schieben die Kölner das TS-Modell (70 PS, 1,8 Liter) nach. Für 1.245 DM gibt es nicht nur mehr Leistung, sondern auch eine bessere Ausstattung und ein Vierganggetriebe.  Der 17M TS verfügte serienmäßig über Einzelsitze vorne und eine Mittelkonsole. Selten zu sehen waren die rund 150 Coupé- und 11.000 DM teure Cabrio Versionen von Karl Deutsch. Ford Südafrika ließ die Badewanne teilweise zu "Bakkie" Pick-Ups umbauen. Ähnliche Pick-Up entstanden bei IAMSSA (Industrias Automotores Mar y Sierra SA) in Uruguay mit Teilen vom Opel Rekord. In sieben Jahren wurden dort immerhin rund 1.500 Pick-Up auf Opel Rekord, Taunus P3, P5 und P7a Basis gebaut. Kemper en van Twist rüsteten den 17m in den Niederlanden auf Perkins Dieselmotoren um.
Ab April 1962 ist der 17M für 150 Mark Aufpreis mit ATE Scheibenbremsen vorne lieferbar. Stolz listete der Pressetext seinerzeit die Wahl zwischen 27 Farbkombinationen, zwölf Grundfarben und einem Sonderzubehörsatz auf, der unter anderem Stoßstangenhörner, Rückfahrscheinwerfer, Radzierringe und Weißwandreifen beinhaltete.
Eine große Modellpflege erfolgt im August 1962: fünf PS mehr für beide Motoren, neue Solex Vergaser mit Startautomatik, verfeinertes Interieur und nun serienmäßig Scheibenbremsen. Die Einsteiger-Version 17M 1,5 mit 1,5 Liter Hubraum leistete 55 PS und erreichte 130 km/h Spitze.

Ein späte Ehrung wird der "Badewanne" im Jahr 2010 zuteil. Passend zu ihrem 50-jährigen Jubiläum erhält sie von der Zeitschrift "Auto Bild Klassik" das "Goldene Klassik Lenkrad" verliehen.

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