Ford Transit II

Baujahre: 1971-1978, Werke: Genk (B), Southampton (GB), Amsterdam (NL), Kocaeli (TR), Stückzahl ca. 1,2 Millionen

Transit II
Die beiden Motorisierungen im Vergleich: links der Benziner mit kurzer Schnauze, rechts der Diesel

Nach einer über 5-jährigen Bauzeit wurden die Transit im Januar 1971 einer ersten umfassenden Überarbeitung unterzogen. Sofort fiel die neue moderne Front auf, bei der ein großer, glattflächiger Grill das zerklüftete barocke Styling ersetzte. Als weitere Neuerung wurden die einzelnen Nutzlast-Klassen dem Markt angepasst und die Struktur der Typen-Bezeichnungen geändert, neues Einstiegs-Modell war nun der FT 75 (bisher FT 600).

Das Top-Modell blieb der 1,75-Tonner, der nun FT175 heißt. Am meisten tat sich jedoch zum Januar 1971 unter den Motorhauben; da man sich dazu entschließen konnte, den 2,0-l-Benziner aus englischer Produktion zu übernehmen und anzubieten. Dafür verschwand der kleine 1,3-l-Motor aus dem Programm. Der große Benziner mit 75 PS konnte gegen Aufpreis in den Modellen mit langem Radstand bestellt werden und verhalf dem FT125 zum Titel „Schnellster 9-Sitzer der Welt“, was zumindest bis zum August ´71 stimmte, als VW den Transporter mit dem Flachmotor aus dem 411 vorstellte.
Die nächste Änderung unter den Kurzhauben konnte die Presseabteilung aus Köln im April 1972 verkünden: Wahlweise sind gegen Aufpreis nun alle Transit-Modelle mit einem 2,4 Liter "York" Diesel (und „Schweineschnauze“) zu haben. Woher plötzlich ein Diesel? Er kam, wie so vieles beim Transit, aus England, wo dieser Wirbelkammer-Motor in zwei Leistungsstufen (51 und 62 PS) entwickelt wurde. Für den deutschen Markt wurde lediglich die Ricardo-Einspritzpumpe durch ein zuverlässigeres Bosch-Aggregat ersetzt. Damals konnte noch niemand ahnen, dass dieser Motor (1984 mit Direkteinspritzung und geänderter Kurbelwelle zum 2,5-Liter mutiert) fast 30 Jahre im Programm bleiben und Maßstäbe in Sachen Langlebigkeit und Sparsamkeit setzten sollte. Ebenfalls im April 1972 wurden endlich die Außenspiegel, ein ewiger Kritikpunkt geädert: Sie wanderten von den vorderen Kotflügeln an die Tür und waren somit endlich bei geöffnetem Fenster ohne Aussteigen einstellbar.

In Australien wurde der "Transit 6" vom 3,3 Liter Reihensechszylinder aus dem dortigen Falcon (a.W. samt dessen Automatik Getriebe) angetrieben.

Die Polizei von London macht unfreiwillig Werbung für den Ford Transit und erklärt ihn zum „meistgesuchten Van Großbritanniens“. „In 95 Prozent aller Banküberfälle setzen die Täter auf einen Transit als Fluchtfahrzeug“, erklärt ein Sprecher von Scotland Yard. „Mit den Fahrleistungen eines Pkw und seinem für Diebesgut großzügig bemessenen Laderaum ist er offensichtlich die ideale Wahl…“.

In Monza stellt Ford mit zwei verschiedenen Modellen drei neue Weltrekorde für leichte Nutzfahrzeuge mit Dieselmotoren auf. Ein Kastenwagen mit kurzem Radstand legt auf der berühmten Grand Prix-Rennstrecke innerhalb von sieben Tagen und Nächten eine Strecke von 10.000 km mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 120 km/h zurück, die zwölfsitzige Bus-Variante spult sogar 16.000 km mit einem mittleren Tempo von 119 km/h ab.

Mit FT100L bereicherte am September 1973 ein neues Modell die Transit-Palette. Unter dieser Bezeichnung boten die Kölner die Karosse mit langem Radstand kombiniert mit einfach bereifter Hinterachse für niedrige Nutzlasten an, die bisher nur Einsatzfahrzeugen vorbehalten war. Auch die Technik des Lastesels erfuhr einige grundlegende Änderungen, denn ab sofort rollten die deutschen Transit serienmäßig mit vorderen Scheibenbremsen und Bremskraftverstärker vom Band. Wer Komfort schätzte und über entsprechende Rücklagen für Aufpreis und erhöhten Benzinverbrauch verfügte, konnte seinen Transit auch mit einer Borg-Warner C3 Automatik bewegen. Eine 3,5 Tonnen Varianate ergänzt das Programm. Als erstes Nutzfahrzeug rüstet Ford die gesamte Transit-Baureihe mit Gürtelreifen aus, mit denen sich die Betriebskosten deutlich senken lassen.
1974 liefert Ford den Transit nun auch in der langen Karosserievariante mit  einfach bereifter Hinterachse und einer Nutzlast von 1.000 kg.

Die Zeit, in der Opel seine Berlina-Modelle mit schwarzem Dach auslieferte und sogar VW seinen sportlichen Käfern mattschwarze Hauben spendierte, sollte auch an den Lieferwagen von Ford nicht spurlos vorübergehen, denn ab August 1975 zeigten sich alle Transit modern dekoriert: Kühlergrill, Stoßstangen, Schweller, Schienwerferringe und sämtliche Zierteile waren nun in mattschwarzer Farbgebung. Schwarz, die Farbe des Abschieds, denn die erste Baureihe der Kurzhauber-Transit sollte 1977 ihr Produktionsende erleben.  Das Cockpit überzeugt mit einem um 100 Millimeter großzügiger dimensionierten Fußraum, der von der weiter nach vorn verlegten Pedalerie und weiter hinten positionierten Sitzen profitiert. Die verlängerte Lenksäule verbessert die Sitzposition für den Fahrer.

1976 ergänzt das neue „Schwergewicht“ mit der Zusatzbezeichnung „190“ und einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen die Transit Flotte. Zeitgleich mit dieser neuen Schwerlastversion gehören Scheibenbremsen an der Vorderachse jetzt für die gesamte Modellpalette zur Serienausstattung; beim „190“ sind sie sogar belüftet – auch dies ein Novum in diesem Segment. Und es gibt noch einen Grund zum Feiern: den einmillionsten Transit.

In 12 Jahren sollten weltweit mehr als 1,2 Millionen Transit abgesetzt werden. In England konnte der Transit bis heute seine damals aufgebaute Marktführerschaft (1977: 40% Marktanteil) halten. In Deutschland lag der Marktanteil des Transit 1977 unter 15% und damit an zweiter Stelle nach VW, was damals auch als Erfolg angesehen wurde. Der Transit war ein anerkanntes, zuverlässiges Transportmittel, konnte aber nie die Anerkennung des VW Transporters als großzügige Familienkutsche oder Kleinbus erreichen.

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