Ford Indien

Ein erster Versuch zur Motorisierung des indischen Subkontinents ereignete sich 1890, als Ransom E. Olds sein zweites Dampffahrzeug an einen indischen Kunden verkaufte. Leider sank das zum Transport bestimmte Schiff, das Fahrzeug hat Indien also nie erreicht.

indische Ford T-Modell Werbung
indische Ford T-Modell Werbung

Als Teil des britischen Empire wurde Indien wie viele andere Regionen zuerst von Ford Kanada beliefert. Schon 1907 erreichte ein Modell-A Indien, der englische König George V. lies sich in einem T-Modell durch Indien chauffieren. Eine auf 1910 datierte Tin-Lizzie im Museum von Pranlal Bhogilal erinnert an die lange Ford Geschichte im Subkontinent. 1912 begann die kanadische Firma Russa Engineering in Kisten angelieferte T-Modelle zu montieren. 1926 wird Ford Indien von Ford Kanada gegründet. Rund 22.000 T-Modelle aus kanadischer Fertigung wurden nach Indien exportiert.

Empire Automobiles Poona
Ford Niederlassung in Poona 1934

Im Jahr 1935 ersucht die indische Regierung Henry Ford ein Werk in Bombay zu errichten. Es entstehen kleine Montagewerke in Bombay, Kalkutta, Madras und Colombo (heute Sri Lanka). Vermutlich schreckt Ford jedoch die politisch instabile Lage durch die beginnende Unabhängigkeitsbewegung zunächst ab und verhindert so eine weitere Expansion. Mahatma Gandhi schickt Henry Ford 1941 ein Spinnrad als Zeichen der wirtschaftlichen Unabhängigkeit Indiens.

In Karatschi (Pakistan) kam es ab 1940 zu einer Lizenzfertigung von Fordson Schleppern unter der Marke "Chaman-Ford" von USAMA Harris Khan & Co zusammen mit der türkischen Firma Hattat (ehemals HEMA).

Mit Indiens Unabhängigkeit im Jahr 1947 begann die Fertigung des legendären Jeeps unter Willys-Lizenz bei Mahindra & Mahindra in Indien. Zuerst noch komplett in Kisten angeliefert stieg der Eigenanteil bis in die 60er Jahre immer weiter an. Natürlich auch als Folge der 1958 von der indischen Regierung eingeführten Importbeschränkungen für Automobile. In Pakistan übernahm Ali Automobiles ab 1953 den Vertrieb englischer Ford Anglia und LKW.

Für Ford lohnt das Indien Geschäft nicht mehr, 1954 wird der Betrieb in Bombay eingestellt. Erst 1969 wird zusammen mit Escorts Ltd. Ein Joint-Venture zum Bau von Traktoren gegründet, das wiederum 1991 beendet wird. Zwei Jahre später beginnt Ford mit dem Bau von Klimaanlagen in Bhiwandi. Das Engagement nimmt im Februar 1995 erneut zu, als Ford 5,8% Anteile bei Mahindra erwirbt. Noch im gleichen Jahr werden Pläne zum gemeinsamen Bau von Fahrzeugen angekündigt. Im August 1996 ist es dann soweit. Die ersten Ford Escort laufen in Nashik vom Band und werden in Indien recht erfolgreich.

Ford Ikon
Ford Ikon

1999 kommt die Ablösung in Gestalt des Ikon. Dieses speziell für Indien entwickelte Auto wird in einem für 500 Mio. Dollar komplett neu errichteten Werk nahe Chennai (ehemals Madras) gebaut. Es handelt sich dabei im Prinzip um einen Stufenheck Fiesta mit verlängertem Radstand, der speziell den indischen Bedürfnissen angepasst wurde. Hindustan Motors liefert einen Teil der Motoren und Getriebe an Ford. Rund 75% stammen von indischen Lieferanten. Es wurden schon über 100.000 Ikon ausgeliefert und u.a. nach Süd-Afrika und Süd-Amerika exportiert. Zudem wurden in Chennai die Modelle Figo, Fiesta, Fusion und Endeavour gebaut.

Ford Fertigung in Indien
Ford Fertigung in Indien

2008 veräußert die Ford Motor Company ihre Marken Jaguar und Land Rover an die indische Tata Gruppe. Im Gegenzug werden nun aus Indien Ecosport (bis 2017) und Ka+ nach Europa exportiert. 2017 vereinbart Ford eine strategische Zusammenarbeit mit Mahindra. Die Inder liefern Benzinmotoren an Ford und arbeiten bei vernetzten Fahrzeugen zusammen. 2019 kommt es zu einem Joint-Venture mit Mahindra, in das Ford alle indischen Montagewerke einbringt. Die anderen Aktivitäten - inkl. des Motorenwerks - bleiben in Ford Hand. 2021 wird die Ford Fahrzeugproduktion in Indien eingestellt, in Zukunft werden hier nur noch Motoren gebaut.

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