Ford Model A und AC 'Fordmobile'

Baujahre: Juni 1903 -1905; Stückzahl  je nach Quelle 1.708 bis 1.814 (davon 677 mit dem 8 PS Motor bis März 1904), gebaut in Detroit Mack Avenue und später an der Piquette Avenue
Motor: Zweizylinder Boxer Viertaktmotor mit 8 PS (AC später 10 PS) aus 1.688 ccm
Kraftübertragung: Dodge Zweigang Planetengetriebe, Kettenantrieb auf die Hinterachse
Höchstgeschwindigkeit: rund 45 km/h

Modell A 1903

Im Frühjahr 1903 war Henry Ford immer noch auf der Suche nach einem erfolgreichen Geschäftsmodell. Seine ersten beiden Anläufe gingen schief: Die im August 1899 gegründete „Detroit Automobile Company“ wurde schon im Januar 1901 wieder aufgelöst ohne je wirklich die Produktion aufgenommen zu haben. Bei seinem zweiten Versuch mit der „Henry Ford Company“ wurde er von seinen Investoren ausgebootet und durch Henry Leland ersetzt, der die Firma als „Cadillac Motor Car Company“ weiterführte. Vergeblich versuchte Ford vor Gericht gegen dieses Plagiat vorzugehen.

Aber der 40 Jahre alte Henry Ford gab nicht auf. Er suchte sich neue Investoren, angeführt vom ambitionierten Detroiter Kohlenhändler Alexander Malcomson, der seinen Buchhalter James Couzens und seinen wohlhabenden Onkel und Bankier John Gray mit in die neue Firma einbrachte. Zwölf Investoren brachten 28.000 Dollar au. Malcomson beschaffte auch das großflächige Fabrikgebäude, verkehrsgünstig an der Mack Avenue und der Michigan Central Bahnlinie direkt gegenüber eines seiner Kohlenlagers gelegen. Hier sollte ein neues Unternehmen Gestalt annehmen, die „Ford Motor Company“.

Das von der Detroit Automobile Company übernommene Ford Werk an der Mack Avenue hatte keine wirklichen Produktionsmaschinen, es war im Prinzip nur eine 1160 qm  große Montagehalle. Das Holzgebäude gehörte dem Mitinvestor Albert Strelow. Nach und nach wurden Fahrgestelle in loser Reihenfolge komplettiert und dann Probegefahren. An Hand der Fahrgestellnummer läßt sich also nicht ermitteln welches Fahrzeug zuerst fertig wurde.
Ford und sein Entwickler Team aus Edward “Spider” Huff und C.H. Wills hatten ein Auto mit einem Zweizylinder 8 PS Motor und weiteren Neuerungen entworfen, aber es fehlte ihnen an Fertigungs-Erfahrung und Maschinen. Die Hauptkomponenten wie Motor und Fahrgestell wurden an einen Detroiter Betrieb vergeben, der bereits mit Oldsmobile Erfahrungen im Automobilsektor gesammelt hatte: der Firma der beiden Dodge Brüder John und Horace.

Das Verhältnis der Dodge Brüder zu Ford kann auf unterschiedliche Weise beschrieben werden: Zum einen waren sie Zulieferer und Mitarbeiter, aber auch Partner. Sie erwarben zehn Prozent Anteile der Ford Motor Company. Im Gegenzug bekamen sie die Zusage für die Fertigung und eine Kreditlinie, die ihnen erlaubt die dazu Notwendigen Werkzeuge und Materialien zu einzukaufen. Ein geniales Arrangement, das Allen zu großem Wohlstand verhalf.

Ford Investoren glaubten mit dem Modell A einen Verkaufsschlager zu haben. Sie mußten es nun nur schaffen mit ihren begrenzten Ressourcen die Produktion aufzunehmen. Das Geschäftsmodell von Couzens aus dem Sommer 1903 listet den Plan detailliert auf: 250 Dollar wurden den Dodge Brüdern für Motor und Fahrgestell gezahlt, 52 Dollar für den C.R. Wilson Carriage Aufbau, 26 Dollar für die Räder der W.K. Pruden Wheel Co., 40 Dollar für Reifen von Hartford Rubber und 16 Dollar für die Polster. Hinzu kamen noch Montagekosten von rund 20 Dollar, 150 Dollar für den Verkauf und 46 Dollar Nebenkosten. Auch wenn der Wagen ein Entwurf Fords war, wurden doch alle Bauteile extern zugeliefert und nur bei Ford montiert.
Der am 16. Juni vorgestellte Wagen kam gut an, aber die Finanzlage blieb kritisch. Im Juli bilanzierte Couzens ein Guthaben von nur 223,65 Dollar. Am 20. Juli 1903 kam die erste Bestellung über 850 Dollar für ein Modell A mit Tonneau von Dr. E. Fenning, einem Zahnarzt aus Chicago. Das Modell-A war eigentlich ein Zweisitzer ohne jegliches Verdeck, konnte jedoch mit einem aufpreispflichtigen Tonneau Aufsatz mit Heckeinstieg in einen Viersitzer verwandelt werden. Der Verkaufspreis lag bei 750$, das Tonneau kostete noch einmal 100$ mehr. Serienmäßig gab es kein Verdeck, für 30$ Aufpreis konnte man jedoch eins aus Gummimaterial bekommen und für 50$ eins aus Leder.

Mit seinen 1,83 m Radstand, dem vom „Sweepstakes“ Rennwagen abgeleiteten Motor und 567 kg Leergewicht war der Ford 100 Dollar teurer als ein Oldsmobile Curved Dash, aber auch das bessere Auto. In der Werbung wurde er als das zuverlässigste Auto der Welt angepreist. Ford beschrieb den "Boss of the Road" in Harper's Magazine als "die perfekteste Maschine auf dem Markt [...] so einfach, daß selbst ein 15-jähriger Junge sie fahren kann“'. Das letzte Statement war wichtig, da damals die meisten Autos noch ein gehöriges technisches Wissen zur Bedienung voraussetzten. Außerdem würde der Wagen nicht stinken, geräuscharm und ruckfrei laufen sowie sofort lieferbar sein. Sie begründeten den weltweiten Erfolg der neuen Firma.
Die erste Serie von 650 geplanten Autos war schnell verkauft und es wurden noch über 1.000 weitere montiert, schnell abgelöst von den verbesserten Modellen AC, Modell B und C. Im April 1904, nur neun Monate nach Vorstellung des Modell A, begann Ford mit dem Bau einer zehnmal größeren Fabrik an der Piquette Avenue und wurde aus dem Nichts zu einem der größten amerikanischen Automobilproduzenten. Dodge und Ford gingen erst zehn Jahre später getrennte Wege, nachdem es alle Drei zu unglaublichem Reichtum gebracht hatten.

Das Modell A brachte der neuen Firma einen Gewinn von 36.957 Dollar in den ersten dreieinhalb Jahren und wurde auch nach Übersee exportiert. Nur wenige Monate nach der Gründung der Ford Motor Company am 16. Juni 1903 in Detroit konnten die ersten beiden Ford in London in Empfang genommen werden, wo sie im März 1904 in der Agricultural Hall in Islington auf der Cordingley Automobile Show vorgeführt wurden. Die beiden Fahrzeuge erregten die Aufmerksamkeit eines jungen Mannes namens Aubrey Blakiston, der eine Vertriebsagentur gründete, ein Dutzend Automobile des Modells A bestellte und in Long Acre, einem Londoner Zentrum für Fahrzeugbau und Automobilhandel, einen Verkaufsraum pachtete. Der Vertrieb verlief schleppend, und es dauerte ein ganzes Jahr, bis die zwölf Modelle verkauft waren. Allerdings stellte das Verkaufsbüro einen jungen „Automobilexperten” namens Percival Perry ein, der bei der Expansion von Ford in Europa eine bedeutende Rolle spielen sollte. Unbestätigten Überlieferungen zufolge war der erste Käufer eines Autos von Ford in Großbritannien ein Arzt aus Liverpool, der sich auf die Behandlung reicher Verrückter spezialisiert hatte.

In jenen Tagen erschien Frankreich, damals größter Automobilmarkt Europas, als idealer Standort für die Koordinierung des Europageschäfts. Tatsächlich wurde nach Frankreich Anfang 1904 einer der ersten Ford verkauft. Weitere Exportmärkte waren Süd-Afrika und Australien.

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