Ford Model T

Baujahre:1908 - Dezember 1927; Stückzahl über 16,5 Millionen weltweit, davon 15.456.868 aus nordamerikanischer Produktion, rund 300.000 aus Manchester (GB), 10.341 aus irirscher und 3.771 aus Berliner Montage
Motor: 2.890 ccm Vierzylinder Reihenmotor mit 20 PS, Magnetzündung und Schwungrad-Lichtmaschine
Kraftübertragung: Zweigang-Planetengetriebe, Hinterradantrieb, die Bremsen wirken über die Kardanwelle nur auf die Hinterachse
Fahrgestell: Leiterrahmen mit Starrachsen vorn und hinten an Querblattfedern mit guter Geländegängigkeit
Fahrleistungen: Höchstgeschwindigkeit rund 75 km/h (je nach Aufbau)

Modell T
Damenwahl: T-Modell Limousine aus amerik. Produktion in der späten Ausführung mit schwarz lackiertem Kühlergrill

Es is wohl keine Übertreibung wenn man behauptet, daß das Modell T die Welt verändert hat. Zuvor waren Automobile fast ausnahmslos Spielzeug für die Wohlhabenden. Obwohl die früheren Ford Modelle auch schon verhältnismäßig preiswert waren, stand ihr Anschaffungspreis immer noch einer größeren Verbreitung im Wege.

Als Ford im Oktober 1908 die ersten T-Modelle verkaufte betrug ihr Preis 850 Dollar, was heute einem Gegenwert von rund 18.000 Euro entspricht. Zu damaliger Zeit war das ein echtes Sonderangebot. Noch erstaunlicher war, daß Ford in den nächsten 19 Jahren den Preis immer weiter senken konnte. 1922 sank er unter 300 Dollar! In einigen Jahren stieg er jedoch auf Grund einer verbesserten Ausstattung leicht an. Unter den „14 Punkten, warum man einen Ford kaufen sollte“, pries Ford den Vorzug: „Never runs away. Horses often do.“

Im Jahr 1913 begann Ford mit der Einführung der Fließbandfertigung im Werk Highland Park. Die Zeit, die benötigt wurde um ein T-Modell zusammenzubauen, sank von 12,5 Stunden auf zum Schluß anderthalb Stunden, dann verließ alle zehn Sekunden ein T-Modell die Fließbänder. Ford revolutionierte die industrielle Produktion, indem er die Montage von Autos in kleinste Einzelschritte zerlegte, die in monotoner Wiederholung von angelernten Arbeitern entlang eines Fließ- bzw. Montagebandes vorgenommen wurden. Als das Montageband 1915 in Detroit in vollem Betrieb war, bedeutete Industrialisierung fortan Massenproduktion, und Massenproduktion wurde zum Synonym der Moderne. Waren zuvor in der herkömmlichen Handwerksproduktion die Herstellungskosten hoch und blieben dies auch bei steigender Stückzahl, so änderte sich dies nun radikal, da sich die Herstellungszeit und in der Folge die Kosten um ein Vielfaches verringerten. Indem er gleichzeitig den Tageslohn seiner Arbeiter auf 5 Dollar verdoppelte und damit dessen Kaufkraft stärkte, wurde das T-Modell als erstes Auto der Welt bei einem Preis von rund 345 Dollar 1916 auch für den “kleinen Mann”, der es zusammenschraubte, erschwinglich, was sich bald in dem Werbeslogan niederschlug: “Ein Tag - ein Dollar, ein Jahr - ein Ford”.

Obwohl nichts am Wagen grundlegend neu war wurde das Modell T dennoch zum damals erfolgreichsten Automobil. Die Massenproduktion und der niedrige Preis allein erklären noch nicht den überwältigenden Erfolg des Modell-T. Die gute Presse und Mundpropaganda überzeugten viele Käufer, die auch von der Qualität überzeugt waren. Zuvor waren die meisten Automobile recht unzuverlässig, das T-Modell war das Gegenteil - was auch zum Spitznamen 'Tin Lizzie' (Blechliese) führte. Im Amerikanischen steht 'Lizzie' für eine zuverlässige Dienstmagd.

Ford baute auch schon vor dem Modell-T Vierzylindermotoren, doch hier kam erstmals ein aus einem Guß bestehender Motorblock zum Einsatz. Motor, Getriebe und Zündung waren alle gekapselt und so weitgehend vor dem Straßendreck geschützt. Alle Bauteile wurden von einer zentralen Ölpumpe geschmiert. Auch die stabile Vanadium Stahllegierung wurde schon vorher verwendet, doch hier erstmals in besserer Qualität und größeren Mengen benutzt.

Das von den Dodge Brüdern entwickelte Planetengetriebe wurde von Ford weiter verbessert und machte die Bedienung für damalige Verhältnisse recht einfach. Die frühen T-Modelle kamen noch mit zwei Pedalen aus, später wurden es drei um beide Hände beim Schalten am Lenkrad lassen zu können. Erstmals beim T-Modell waren die Wagen linksgelenkt, heute selbstverständlich in Ländern mit Rechtsverkehr.

Deutsche T-Modell Werbung aus dem Jahr 1912
Deutsche T-Modell Werbung aus dem Jahr 1912

'Man kann ihn in allen Farben haben, vorausgesetzt es ist schwarz.' Dieser Ausspruch gehört wohl zu den bekanntesten von Henry Ford. Dennoch gab es das Modell T durchaus in anderen Farben. Zwischen 1908 und 1924 wurde das T-Modell in vielen Farben angeboten, darunter auch ein helles Rot. Mit Einführung der Fließbandfertigung 1914 wurde die Farbauswahl eingeschränkt. Nur ein schwarzer Lack erfüllte alle Vorgaben, daß er schneller trocknete konnten Historiker übrigens mittlerweile widerlegen. 1925 wurde die Farbpalette wieder erweitert um den verkauf anzukurbeln.
Die Farbe stellte aber nicht die einzige Auswahlmöglichkeit beim T-Modell dar. Die einfache Konstruktion ohne Schnörkel kam zwar nur mit einem Fahrgestell daher, aber man konnte unter einer Unzahl von Aufbauten wählen: Die populärsten waren die Tourenwagen und Limousinen, daneben bot Ford ab Werk Coupé, Town Car, Roadster, Deluxe Tourer, Runabout, Deluxe Runabout und einen Lieferwagen - den Vorläufer des späteren Modell-TT LKW - an. Die Zuverlässigkeit und robuste Konstruktion machten das T-Modell ideal für viele Anwendungszwecke. Es wurde zum Bus umgebaut und als LKW in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt. Einige Firmen boten Umbausätze an, mit denen man es in Alles vom Schneemobil bis zum Wohnmobil umbauen konnte.

Mit dem T-Modell begann auch die weltweite Expansion der Ford Motor Company. 1921 machte das T-Modell bereits 67 Prozent der weltweiten Automobilproduktion aus. Dazu trug natürlich auch die Fertigung in Übersee bei. 1911 wurde das Werk Trafford Park in Manchester (GB) eröffnet und 1923 Bordeaux (F). Es folgten Cork (IRL), Paris (F), Kopenhagen (DK), Antwerpen (B), Yokohama (J), Cadiz (E) und viele andere.

Ab 1925 wurde das Modell T in Deutschland montiert. Aus den in Holzkisten angeschifften Teilen setze man 6.949 Einheiten zusammen. Die dafür notwendigen Teile wurden über Kopenhagen und Antwerpen angeliefert und in einer angemieteten Halle des Berliner Westhafens montiert. Grund hierfür waren die immensen Einfuhrabgaben, die damals auf komplette Fahrzeuge erhoben wurden. Prompt gewinnt das T-Modell den 1. Preis der ADAC Gebrauchs- und Wirtschaftlichkeitsfahrt 1926. Die Neuwagenpreise für die T-Modell im deutschen Reich wurden damals wie folgt angegeben:

Phaeton            RM 3.750
Zweisitzer         RM 3.675
Coupé               RM 4.450
Sport-Coupé    RM 4.625
Tudor-Sedan    RM 4.400
Fordor-Sedan  RM 4.800 geschlossene Karosserien waren damals als teurer als offene Cabriolets

Modell T Aufstellung vor einem deutschen Händler
Modell T Aufstellung vor einer Ford Vertretung, vermutlich in Hamburg

In der fast zwanzigjährigen Bauzeit veränderte sich das Modell-T kaum. In den ersten Jahren kam noch Holz aus eigenen Wäldern beim Bau der Karosserien zur Verwendung, später stellte man auf Ganzstahl-Aufbauten um. Die ersten T-Modelle mußten auch noch von Hand mit der Kurbel gestartet werden, erst ab 1919 wurde ein Anlasser gegen Aufpreis angeboten. Andere sichtbare Änderungen betrafen den Kühler, dessen Material von poliertem Messing auf lackierten Stahl vereinfacht wurde, ein größeres Lenkrad und verschiedene Räder.

Sylvester 1927 verließ das letzte T-Modell die Linie in Irland, die Produktion in den USA lief schon Ende Mai aus. Zum 50-jährigen T-Modell Geburtstag wurde am 23. Oktober 1958 im Ford Werk Mahwah eine "Tin Lizzie" aus dem Modelljahr 1909 aus Neuteilen gebaut. Zum 100-jährigem Firmenjubiläum 2003 wurden sechs T-100 aus Neuteilen aufgelegt, ursprünglich war eine Kleinserie von einhundert Stück geplant.

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