Ford Kragujevac
Vojno Tehnicki Zavod

Ford USA wollte 1930 zunächst ein Montagewerk in Montenegro errichten, doch die Italiener versuchten dies unter allen Umständen zu verhindern. Personal wurde schon zur Ausbildung in die USA entsandt, das zog es aber vor gleich dort zu bleiben!

1851 wurde im serbischen Kragujevac, 140 km südlich von Belgrad, eine Kanonengießerei unter dem Namen "Vojno-Tehnicki Zavod" (technisches Armee Institut) gegründet. Im Jahre 1904 begann sie mit der Herstellung von Autoteilen.
Ford-Lastwagen, ausschließlich für die königlich jugoslawische Armee bestimmt, waren die ersten Fahrzeuge, die Ende der 30er Jahre bis zum Massaker der deutschen Wehrmacht im Oktober 1941 gefertigt wurden. Auch Lizenzbauten von Chrysler und Chevrolet LKW (1939/40) wurden zurvor für die Armee gebaut.
Die königlich jugoslawische Armee orderte 400 der Chevrolet 1½-Tonner mit langem Radstand und Zwillingsbereifung, die von einem 86 PS Sechszylinder Benzinmotor angetrieben wurden. Die Fahrzeuge wurden zerlegt bei Vojno Tehnicki Zavod (VTZ) angeliefert, zuerst zwanzig Stück um den Zusammenbau zu üben.

Den berühmten Willys-Jeep baut man neben dem Willys Overland in der Zeit nach dem Krieg.
Der Betrieb fungiert unter dem Namen "Zavodi Crvena Zastava" (Fabrik Rote Fahne) weiter. Am 26. August 1953 hatten die Zastava Automobili Angestellten mittels Referendum entschieden, daß sie den größten Teil des erwirtschafteten Gewinns in die Entwicklung der Automobilindustrie investieren würden. Zum einen muss Tito seine Völker motorisieren, zum anderen ist er vorbelastet: Der gelernte Schmied und Schlosser war in seiner Jugend Testfahrer bei Daimler in Wiener Neustadt.
Zuerst werden 162 Wylus Jeeps gebaut. 1954 begann der Bau der FIAT Allrad Campagnola 1400 und 1100 auf. 1955 kam der FIAT 600 hinzu, den Staatspräsident Marschall Tito 1959 zum Zastava 750 erkor. Fast alle FIAT Typen der 50er und 60er Jahre werden ab 1956 in Serbien nachgebaut. Der 1971 eingeführte Zastava 101 alias Skala basierte auf dem Fiat 128, bot jedoch eine Heckklappe im eingeknickten Schrägheck. Fiat verhinderte einen Export dieser attraktiven Lösung. Der Zastava mit der Fiat-600-Karosserie blieb mit 750er- und 850er- Motor bis 1986 im Angebot.

Zastava Yugo
Der Yugo als Nachfolger vom Ford T-Modell und dem VW Käfer? 

Auch der Export boomt: Unter der Marke Yugo verkauft man einen selbst entwickelten Kleinwagen in USA (sogar als Cabrio), die dort bis heute als Synonym für das schlechteste Automobil schlechthin gelten. 1987 kommt der von Star-Designer Giugiaro entworfene Florida auf den Markt, auch hier finden sich noch viele FIAT Komponenten.
Der Zastava 750 blieb bis 1989 in Produktion, in der Türkei wurde er sogar noch bis 1995 weiter gebaut!
1989 beschäftigte die Zastava-Automobilindustrie rund 53.000 Mitarbeitende und erreichte einen Produktionsrekord von über 230.000 Fahrzeugen pro Jahr. Nach 1992 wurde das Unternehmen, das einst Fahrzeuge in über 70 Länder exportiert hatte, mit Wirtschaftssanktionen, schwierigen Produktionsbedingungen und sinkender Kaufkraft der Bevölkerung konfrontiert. Die Produktion sank auf wenige tausend Autos pro Jahr.

Die Zastava-Gruppe ist heute in drei große Produktionseinheiten gegliedert: Personenwagen, Lastwagen unter IVECO-Lizenz und eine Waffen-Sparte. Darüber hinaus ist Zastava-Energetika für die Wärmeversorgung der Stadt Kragujevac zuständig.

zerstörte Produktionshallen bei Zastava
zerstörte Produktionshallen bei Zastava

Im Jugoslawien-Krieg 1999, wurden die Zastava-Werke von NATO-Kampfflugzeugen bombardiert. 160.000 Quadratmeter Produktionsfläche wurden zerstört, der materielle Schaden belief sich auf 850 Millionen Dollar. Über 100 Werksangehörige wurden bei dem Bombenangriff verletzt. Drei Monate nach den Bombardierungen wurden wieder die ersten Karossen produziert. Doch von den Folgen der Wirtschaftssanktionen und des NATO-Angriffs haben sich die Werke nie erholt. Die Fabrik wurde zwar wieder aufgebaut, doch von ihrem 1989 erreichten Produktionsniveau bleibt sie weit entfernt. Im Jahre 2002 wurden rund 10.300 Fahrzeuge hergestellt, das sind nicht einmal fünf Prozent des Produktionsstandes von 1989. Von den für den Export vorgesehenen 6.000 Fahrzeugen konnte das Unternehmen nur 900 tatsächlich im Ausland absetzen. Wegen der hohen Kosten, die bei der Beheizung der Produktionshallen anfallen, wurde die Produktion vom 15. Dezember 2003 bis zum 15. Februar 2004 eingestellt. Mehr als eine Million Skala (baugleich dem FIAT 128) hat Zastava seit 1971 produziert, zeitweise unter dem bei uns bekannteren Markennamen Yugo. 2003 erhielten die Florida-Modelle PSA-Motoren. Erst im November 2008 verließ der letzte Skala 55 die Hallen in Kragujevac.

Es hielten sich eine Zeit lang Gerüchte, Zastava wollte den rumänischen ARO Geländewagen mit Ford Motor in Lizenz bauen, doch zu einer neuen Kooperation zwischen Ford und den Serben ist es nie gekommen. Auch die Pläne für eine Zastava Fertigung in Ungarn haben sich in Luft aufgelöst. Yugos wurden auch in Ägypten montiert.
Im alten Zastava Werk laufen heute FIAT Modelle vom Band. Der italienische Autobauer hat 2008 zwei Drittel der Anteile von Zastava übernommen. Ab 2012 wird der dort exklusiv gebaute FIAT 500 L exportiert.

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