Matford F917WS, F997WS, F01W, F11W
Ford/SIMCA Cargo

Baujahre: 1940- 1960 in Poissy bei Asniers (F), später UNIC in Suresnes
Motorisierung:   V8 Benzinmotor: Seitenventil Motor mit  3.621 (F917), 3.924 (F997), 4.058 und 4.184 ccm Hubraum, 75 - 100 PS
Sechszylinder Diesel Motor: 4.085 ccm, 95 PS (Lizenz Hercules/USA)
Kraftübertragung: 4-Gang Schaltgetriebe, Hinterradantrieb (a.W. Allrad)

 französischer Ford Frontlenker LKW
französischer Ford Frontlenker LKW

Die Geschichte der französischen Ford Frontlenker LKW begann mit dem Sechstonner Matford F917WS, der ab März 1940 mit zunächst noch Hufeisen-förmigem Kühlergrill in Produktion ging. Kriegsbedingt wurde das französische Werk nahe Straßburg (und somit nahe der deutschen Grenze) bereits im Herbst 1940 nach Poissy verlegt. Doch mit Versorgungs-Engpässen, herumstehenden halbfertigen LKW, die in einem Tunnel bei Saint-Cloud untergestellt waren, blieb dies ein unsinniges Unterfangen. Erst mit einer Finanzspritze von 220 Millionen Franc erreichten die Société des Automobiles Ford (SAF) Werke in Bordeaux, Asnières-Poissy ihr Produktionsziel.  Rund 1.200 Matford F917WS mit 4,5t Nutzlast wurden für die Französische Armee hergestellt. Doch die Front kam immer näher: Am 3. Juni 1940 bombardierten deutsche Flugzeuge Poissy, es kam jedoch zu keinen größeren Schäden. Am 10. Juni wurde der Befehl zur Demontage gegeben. Auf Booten, LKW und per Bahn wurde alles, was sich irgendwie demontieren ließ, von Asnières und Poissy nach Bordeaux transportiert.  Bis zum Einmarsch der deutschen Truppen wurden rund 1.200 Einheiten fertig. Das Werk wurde fortan deutscher Verwaltung unterstellt. Matford wird in einer außerordentlichen Generalversammlung am 30. Juni 1940 wirksam zum Juni 1941 aufgelöst.

Der stärkere 3,9 Liter Motor kam ab 1941 zur Verwendung, ein 3,2 Tonner ergänzte das Angebot. Bei der deutschen Wehrmacht waren die französischen Ford LKW nicht besonders beliebt, sie galten als untermotorisiert und störanfällig. Die Wehrmacht bemühte sich um Rationalisierung und Vereinheitlichung. Ab Februar 1943 wurde in Poissy der Bau des eigenen LKW zu Gunsten des Kölner Typs eingestellt. Die Qualität blieb jedoch schlecht. LKW Teile wurden nach Köln geschickt um die dortige LKW Fertigung am Laufen zu halten.
1941 entschied die Vichy-Regierung eine Ford Gesellschaft in Nordafrika zu errichten. Im algerischen Oran wurde Land erworben um dort ein Montagewerk zu bauen. Mit dem Einmarsch der Alliierten in Algerien und Marokko wurden diese Pläne 1942 wieder aufgegeben. Ob dort jemals Fahrzeuge montiert wurden ist fraglich.

Am 26.-28. August 1944 wurde Poissy nach zwei Artilleriegefechten auf dem Werksgelände befreit. Zuerst mußte die Belegschaft die zerstörten Werkshallen und die Seine-Brücke reparieren. Nach der Befreiung Frankreichs wurde die Produktion dort wieder auf zivile Bedürfnisse umgestellt. Ab Ende 1945 konnten neben den französischen Ford LKW (F198 und F598) auch englische Modelle T598 geliefert werden. Ein ziemliches Durcheinander also, nachdem es vormals unter deutscher Verwaltung gelang Fords Typenvielfalt europaweit zu straffen.

Ford 5-Tonner Werbung

Auf dem Pariser Automobilsalon im Oktober 1949 wurde der neue Ford Cargo F798WM mit fünf Tonnen Nutzlast präsentiert. SAF Chef Dollfus brachte von seinen Reisen aus Detroit Pläne für einen Diesel-LKW mit: Neben dem trinkfreudigen "Flathead"-Benziner konnte nun auch ein in Lizenz gebauter Hercules-Diesel sowie zwei Radstände angeboten werden. Die mit charakteristisch verripptem Führerhaus von Karosseriebauer Fernand Genève ausgerüsteten LKW verkauften sich gut, und waren auch im damals noch unter französischer Verwaltung stehenden Saarland weit verbreitet. Doch der Diesel kam viel zu spät, der Bedarf an neuen LKW war bereits gedeckt. Hispano-Suiza lieferte Gussteile für die Motoren, Arbel und Lobstein LKW-Rahmen, Fernand Genève die Instrumentenbretter. 1951 erteilte das Verteidigungsministerium einen Großauftrag über 2.000 LKW mit 6x6 Allradantrieb. Dieses Modell musste jedoch erst noch entwickelt werden. Als Übergangslösung lieferte Poissy 560 Benzin-Lastwagen. Doch mit den Sparplänen im Jahr 1952 zog die Regierung ihren Auftrag zurück und kaufte nur ganze zehn LKW. Ford Frankreichs neuer Chef Lehideux feuerte sofort einige hundert Arbeiter.
1951 ergänzt eine Diesel Sattelzugmaschine (Typ 9 FOY WH) und seit 1956 der für das Militär entwickelte LKW mit Kühlerschutzgitter und Faltverdeck (a.W. auch als Marmon-Herrington 4x4, Typen F569 bzw. F594) die LKW Palette aus Poissy. 14.465 Allrad LKW und 9.725 4x2 LKW wurden dann doch noch an die Armee geliefert.

Ab 1950 kam es  immer wieder zu gewalttätigen Streiks im Werk. Natürlich sah man in Detroit nicht tatenlos zu. Radikale Maßnahmen wurden angeordnet, doch insgeheim suchte Ford schon einen Käufer für das Werk. Am 4. Juli 1954 übernahm SIMCA Poissy. Zunächst hielt Ford noch 18% der Anteile, stoß diese aber 1958 ab. Die Cargo LKW wurden unter dem SIMCA Markennamen weitergebaut. Mit einem UNIC Vierzylinder Diesel wurden die LKW als UNIC ZU 1958 bis 1960 angeboten.

Aber auch nach Einstellung der Ford LKW Produktion in Frankreich und Deutschland war der gute, alte Ford Seitenventil V8-Motor immer noch nicht tot. Die französische Armee suchte einen kleinen, geländetauglichen LKW, der dem deutschen UNIMOG Paroli bieten konnte. Doch keine französische Automobilfirma hatte so ein Fahrzeug im Lieferprogramm. Daraufhin wurde der SUMB entwickelt (die Abkürzung steht für SIMCA-UNIC, Marmon-Herrington und Bocquet): SIMCA lieferte den durstigen Seitenventil V8 Benziner, UNIC das Fahrgestell, Marmon-Herrington den Allrad-Antrieb mit Pont à Mousson Viergang Schaltgetriebe plus Geländeuntersetzung samt Portalachsen und Bocquet den Aufbau. Von 1964 bis 1973 wurden 6.976 an die französische Armee aufgeliefert und später auf modernere Renault Turbo-Diesel umgerüstet.

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