Baujahr: 1896-1901, Stückzahl:
3 (plus einige Replikas, davon zwei 1980 aus der Kölner Ford Lehrwerkstatt)
Motor: Zweizylinder Viertaktmotor,
zuerst luft- später wassergekühlt, 59 ci Hubraum, ca. vier PS
Kraftübertragung: Zweigang
Riemengetriebe (ohne Rückwärtsgang), Kettenantrieb auf die Hinterachse
das Quadricycle aus dem Jahr 1896
Ford arbeitete bei der Edison Illuminating Company als Chefingenieur. Durch seine 24-Stunden-Erreichbarkeits-Verpflichtung - schließlich musste die Versorgung von Detroit sicher gestellt sein - hatte er einen flexiblen Arbeitsplan. So war er in der Lage sich seinem Projekt zu widmen: dem Traum von benzingetriebenen Automobil. Er war besessen von der Idee eine pferdelose Kutsche mit Benzinmotor zu bauen, seit er im November 1895 im American Machinist Magazin einen Artikel über dieses Thema gelesen hatte. Schon im März nach der Veröffentlichung zeigte der Detroiter Ingenieur Charles King sein aus Holz gebautes Vehikel mit Benzinmotor und schaffte damit fünf Meilen pro Stunde.
Am
4. Juni 1896 zwischen zwei und vier
Uhr nachts (die genauen Angaben dazu schwanken) legte Henry Ford in
seiner Werkstatt in der Detroiter Bagley
Avenue 58 die letzten Handgriffe an seinem Benzin-getriebenen Fahrzeug
an. Nach zwei Jahren hatte Henry Ford im Alter von 32 Jahren mit
Untersützung von Charles B. King sein erstes Automobil
fertiggestellt. Er
nannte seine Schöpfung "Quadricycle", da es auf vier Fahrrad-
(engl.: cycle) Rädern lief.
Dampfrohre dienten als Zylinder, zwei Lederriemen
übertragen die Kraft über eine Kette auf das
Differenzial der Hinterachse. Zwei Gänge konnte
man mittels des Spannhebels für die beiden Riemen wählen, im
'großen' Gang erreicht man ca. 32 km/h. Über die
Spannung der Riemen wird auch eingekuppelt und der Leerlauf
vorgewählt.
Der Zweizylinder Motor atmet über Einlass-Schnüffelventile, die Auslassventile werden von Exzentern über Kipphebel angesteuert. Ein Nadelventil ersetzt den Vergaser. Geschmiert wurden die Zylinder über Tropföler. Vieles erinnert also an die Dampfmaschinen, mit denen Henry Ford je bestens vertraut war. Die elektrische Abreisszündung wird über eine hangewickelte Spule von einer Trockenbatterie gespeist.
Der
Wagen besteht
aus einem Stahlchassis mit Achsschenkel-Vorderachse, kommt
aber ohne Karosserie aus und wiegt daher nur rund 240 kg. Die
Stirnwand ist aus Holz, die Sitzbank ist mit grünem
Stoff bespannt
und besitzt eiserne Armlehnen.
Darunter liegt der rund 13 Liter Leichtbenzin fassende Tank.
Gelenkt wird zunächst mit einem Hebel. Vorne sind eine
elektrische Hausklingel und eine Fahrradlampe angebracht. So erinnert die
Konstruktion
stark an Amerikas erstes Auto, den Duryea von 1894. Das
Quadricycle besaß weder Verdeck, Windschutzscheibe,
Anlasser, Vergaser, Gaspedel, Bremsen, Tachometer oder einen
Rückwärtsgang. "Mit einem seitlich ausgestellten Fuß
gegen das laufende Rad drücken" empfahl Ford Quadricycle
Fahrern für das Bremsmanöver.
Ironischerweise hatten Henry Ford und sein Assistent James Bishop in ihrem Enthusiasmus übersehen, daß das Fahrzeug zu breit für die Werkstatttür (seinem Kohlenschuppen) war. Ohne zu Zögern brachen sie ein Loch in die Wand und schoben den Wagen auf die Straße. Abgesehen von einer Panne auf dem Washington Boulevard aufgrund einer fehlerhaften Feder war die Fahrt ein Erfolg, und Ford war auf dem Weg zu einer der eindrucksvollsten Erfolgsstorys in der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte.Der Erfolg des kleinen Wägelchens befeuerte Fords automobile Ambitionen und führte schließlich auf Anraten seines Freunds Edisons zur Gründung der Ford Motor Company im Jahr 1903.
Ford verkauft 1896 sein erstes Quadricycle für 200 Dollar an Charles Ainsley. In den Jahren 1899 und 1901 baute er je ein weiteres Exemplar mit technischen Verbesserungen wie z.B. einem Lenkrad und Wasserkühlung. Sein erstes Modell kaufte er später für 65 Dollar wieder zurück. Es ist heute im Henry Ford Museum Dearborn zu bestaunen.