Die schwierigen russischen Geländeverhältnisse
erforderten bei der Wehrmacht ein Fahrzeug, das im Gegensatz
zu normalen Radfahrzeugen eine bessere Geländegängigkeit besaß.
Dazu wurde in einem "Schnellprogramm" erwogen die Masse der vorhandenen
3t LKW mit einem Halbkettenlaufwerk auszurüsten, das
von der Waffen-SS entwickelt wurde. Dabei behalf man sich ursprünglich
mit einem erbeuteten Kettenantrieb des englischen Carden-Loyd Universal
Carriers. Ähnliche Versuche mit Ford LKW sind auch aus Australien
bekannt.
Diese
Entwicklung
stand unter dem Namen
"Maultier". Die offizielle Bezeichnung lautete
"Gleisketten-Lastkraftwagen
2t, offen" (Maultier, Sd.Kfz. 3b). Umgebaut wurden bei Opel Fahrzeuge
des Typs 3,6-36, bei Klöckner-Humboldt-Deutz AG der Typ S3000 und
bei Ford der G398TS (V3000S). Die Firmen bauten diese nun mit den
eigenen Fahrerkabinen. Auch die französische Automobilindustrie
hatte sich an der Produktion zu beteiligen, so z.B. das Ford Werk in
Asnieres. Bei DAF in den Niederlanden entwickelte man sogar einen
Prototyp mit angetriebener Vorderachse, den die Wehrmacht aber als zu
kompliziert für die Ostfront ablehnte. Umbauten auf Basis von Ford
Beutefahrzeugen sind auch bekannt.
Die unterschiedlichen Versionen kann man u.a. an der Form der
Kettenräder identifizieren.
Insgesamt wurden 1942 635 solcher Fahrzeuge
gebaut, 1943 waren es 13.000 und 1944 7.310. Darunter auch einige
Sanitätskraftfahrzeug (SanKra) mit Einheitskoffer-Aufbau für
die Sanitätskompanien an der Ostfront.
Die
Fahrzeuge
wurden von Köln aus
per Eisenbahn zunächst ohne Kettenantrieb ausgeliefert, dieser wurde dann
bei
den
Moorburger Trecker Werken nachgerüstet. Da die
Produktionsfläche
in Moorburg nicht ausreichte, erweiterte man den Betrieb in
Hamburg-Harburg. Als Fliegerangriffe
auf Hamburg und Moorburg 1943 zunahmen, suchte man nach einem weiteren
Ort, um die Produktion dorthin zu verlagern. In Sprötze, einem
Dorf
in der Nordheide, wurde man fündig und
errichtete einige Maschinenhallen. Bis zum Ende des Krieges wurde
immer mehr Produktion nach Sprötze verlegt.
Das Kettenlaufwerk wurde mehrfach modifiziert. Es bestand zudem die Möglichkeit vorhandene 3-Tonner in Maultiere mit nur 2 t Nutzlast umzubauen. Ähnliche Umbauten sind auch in den von Köln aus kontrollierten Ford Werken in den Niederlanden, Frankreich und Finnland vorgenommen worden. Die Finnen nutzen dazu amerikanische 1940er Ford, die mit russischen Kettenlaufwerken gekreuzt wurden.
Im
Feld
bewährten sich die nur 38 km/h langsamen Maultiere nicht, denn viele
Fahrzeuge blieben mit
Schäden
an der Kraftübertragung liegen. Die Lenkung war äußerst
einfach im Aufbau: bei weiten Kurven reichte die Vorderradlenkung; bei
engen Kurven und im Gelände mußte der Fahrer einen der
beiden Handbremshebel (der per Seilzug auf die rechte bzw. linke
Antriebsradbremse wirkte) "vorsichtig anziehen", etwas Gas geben
und "das Lenkrad in die für die Kurve erforderliche Stellung bringen".
Einige Fahrzeuge des Typs "Maultier" wurden
mit der 2-cm Flak 38 ausgestattet und zum Truppenluftschutz verwendet.
300 Fahrzeuge wurden mit einem leichten Panzeraufbau versehen und
erhielten den 15 cm Nebelwerfer-Zehnling 41. Der Rohrsatz auf dem
Panzerwerfer war um 360° schwenkbar. Ohne Werfer-Aufbau wurden etwa
90 Fahrzeuge als Munitionsträger für die Werfer verwendet.
Eine 4,5 t Version wurde von Daimler-Benz
entwickelt, welche unter einem 4,5 t S-LKW ein
Panzers II Fahrgestell montierten. Die Höchstgeschwindigkeit dieser
Fahrzeuge
betrug 20-25 km/h. Die ersten 40 Fahrzeuge wurden im August 1943
ausgeliefert, insgesamt wurden 1.480 Stück produziert.