Lincoln

Am 4. Februar 1922 erwarb Henry Ford für rund acht Millionen Dollar die Lincoln Motor Company. Die noch junge Automobilfirma war erst fünf Jahre zuvor von Henry M. Leland gegründet worden. Die Übernahme durch Ford war gleichzeitig ein Meilenstein für die Karriere seines Sohnes Edsel.
Ende des 1901 begegneten sich Henry Ford und Leland zum ersten Mal: in den Räumen der Henry Ford Company. Leland war vom Mitgesellschafter dieser Firma, William Murphy, als Berater angeheuert worden. Er sollte offiziell den Technischen Direktor, Henry Ford, unterstützen. In Wirklichkeit aber versuchte Murphy durch diese Maßnahme ein erneutes Debakel zu verhindern, wie es Ford bei der Detroit Automobile Company angeblich angerichtet haben soll: die Pleite der Gesellschaft.

Henry Ford, der nebenbei Pläne für sein neues Automobil entwarf, kümmerte sich indes mehr und mehr um die Entwicklung eines Rennwagens. Leland und Ford gerieten unweigerlich aneinander, denn das Unternehmen war auf den Bau von Autos angewiesen und wollte daher keine zeitliche Verzögerung dulden. Schließlich verließ Henry Ford 1902 die Henry Ford Company, die bald in Cadillac Automobile Company umbenannt wurde – in Erinnerung an den Gründer von Detroit, dem französischen Adligen Antoine de la Mothe Cadillac. Im Jahre 1909 übernahm der Millionär William C. Durant, Begründer der General Motors Corporation, Cadillac und Leland wurde Generaldirektor von GMC.
Mit Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg startete die US-Regierung diverse Programme zur Herstellung wichtiger Kriegsgüter, an denen auch die heimische Industrie teilhaben sollte. Bei GMC ging es konkret um die Herstellung von Liberty-Motoren für den Flugzeugbau. Durant war dagegen, dass Cadillac mit einbezogen wurde, Leland hingegen befürwortete eine Umstellung der Produktion. Da Durant als Firmenbesitzer nun einmal das letzte Wort hatte, trennte sich Leland von GMC – und von Cadillac.

Lincoln 1922
Lincoln 1922

Mit seinem Sohn Wilfred gründete Leland im Jahre 1917 die Lincoln Motor Company – benannt nach dem amerikanischen Präsidenten, Abraham Lincoln.
Bis Kriegsende bauten sie 6.500 Flugzeugmotoren. Danach bereiteten die Lelands den Boden für den ersten Lincoln vor. Das Ergebnis war 1920 die L-Serie, wobei ein neuentwickeltes 5,8-Liter V8-Triebwerk mit einer Leistung von 90 PS bei 2.800 U/min die Luxus-Gefährte antrieb. Doch die Rezession ließ der Nobelmarke keine Chance: Trotz guter Verkaufszahlen rutschte die Firma bedrohlich in die roten Zahlen. Der Konkurs stand bevor.  Hier entschied sich schließlich Henry Ford – auch auf Bitten seiner Frau Clara hin – Lincoln zu übernehmen. Anfang Februar 1922 ging Lincoln in den Besitz der Ford Motor Company über. „Ein knallhartes Geschäft“ soll es gewesen sein, denn der mittlerweile 79-jährige Leland soll schon vorher Henry Ford um Hilfe gebeten haben, das Werk zu retten. Vier Monate später verließ Leland zusammen mit seinem Sohn Wilfred die Firma. Denn es war nur logisch, die fordschen Produktionsmethoden auch im Lincoln-Werk anzuwenden, womit Leland aber nicht einverstanden war. 

Lincoln K 1938 Willoughby Touring
Lincoln K Willoughby Touring 1938

Zum Glück stand einer der fähigsten Männer bereit, die Führung von Lincoln zu übernehmen: Edsel Ford. „Ein gutes Auge für Stil“ wurde ihm zugestanden, so dass aus den bis dahin eher bieder wirkenden Lincoln allmählich edle Fahrzeuge wurden. Edsel Ford wählte zielsicher die Entwürfe für die künftigen Lincoln-Modelle aus einer Fülle von Angeboten der Karossiers aus: Le Baron, Dietrich, Willoughby, Judkins, Brunn und andere. Auch deutsche Karosseriebauer wie Gläser in Dresden bauten chice Karosserien auf Lincoln Fahrgestellen.

Der Aufstieg einer vielversprechenden Luxus-Marke hatte begonnen, an dem Edsel Ford den größten Anteil hatte. V12 Motoren und klangvolle Namen wie Zephyr oder Continental in Verbindung mit der damals in Mode kommenden Pseudo-Stromlinie sollten Akzente in der Geschichte des Automobils setzen.
Frühe Lincoln Fahrzeuge wurden übrigens auch in Deutschland angeboten; wenn auch die Verkaufszahlen bei den immensen Import Abgaben und der heimischen Konkurrenz nur sehr niedrig gewesen sein dürften. Die Werber texteten 1930: Unvergesslicher Ausdruck moderner Romantik, Erfüllung aller Wünsche, eine Symphonie von Schönheit, Kraft und Eleganz.

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