Mille Miglia 2010
























Endlich Mai und Italien, darauf habe ich 50 Jahre lang gewartet! Extra dafür wurde mein Fahrwerk optimiert, ich bekam einen Zusatzlüfter und eine neue Mütze, und sogar meine Sitzflächen (dabei wäre ich fast rot geworden..) wurden erneuert!

Trotz viel Regen in der Vorhersage durfte ich bequem auf einem Trailer an den Gardasee reisen, dort traf ich noch ein paar nette Kumpels aus Schweden, Deutschland, Italien, sogar ein Japaner hatte sich eingefunden. Leider war der versprochene Freund aus England nicht dabei! Am nächsten Morgen schien dann auch wie bestellt die Sonne, und los ging’s Richtung Brescia. Mitten im Zentrum durfte ich parken, rund um mich herum lauter alte und teilweise sehr alte Vertreter meiner Gattung. Viele von denen waren von adligem Geblüt und konnten Geschichten von Rennen in alten Zeiten erzählen, da staunte ich! Es war ein Kommen und Fahren, immer mehr trafen ein, bellten aus vollen Rohren kurz einen Gruß, markierten den Platz mit ein paar schwarzen Flecken und fuhren wieder los. Für meine Freunde und mich hieß es auch bald „auf geht’s“, und wir fuhren zunächst Richtung Süden.

Den ersten Stop machten wir auf einem Gelände, das sehr nach Käse roch. Der Chef vom Gelände hatte jedoch nicht nur Käse im Kopf, sondern auch ein Herz für italienische Freunde meiner Gattung, so war hier die ehemalige Werkssammlung von Maserati versteckt! In einer der Hallen standen sie, schön aufgereiht auf gefliestem Boden, von manchen hatte ich noch nicht mal etwas gehört, so selten waren sie! Und im zweiten Stock drängelten sich noch eine ganze Menge von zweirädrigen Freunden aus dem Stiefelland, wenn etwas mehr Zeit gewesen wäre, hätte ich sicher mit einer schönen Italienerin in’s Gespräch kommen können…

Doch San Marino rief, und so nutzen der Japaner, der Freund aus Zuffenhausen und ich die linke Spur, um den Italienern mal zu zeigen, dass auch altes Eisen ganz links fahren kann!
Im kleinen Stadtstaat angekommen, durften wir uns abkühlen, dabei habe ich wohl auch ein paar schwarze Tropfen verloren, während unsere Lenker sich auf die Burg chauffieren ließen und dort wahrscheinlich nicht nur gut gegessen, sondern auch andere Sachen zu sich genommen haben. Es hörte sich jedenfalls sehr lustig an, als alle bei der Ankunft im Hotel aus dem Bus stiegen!

Am nächsten  Morgen war wieder das erhoffte gute Wetter, ohne Mütze und mit viel guter Laune ging es zunächst auf die Burg, wo wir die Ankunft des Mille-Miglia-Trosses erwarteten. Hei, wie die schnauften und brüllten, als sie den Berg erklommen! Oben erwarteten sie eine große Menge an Schaulustigen, von denen viele ganz entrückt aussahen ob so viel alten Eisens auf einem Haufen! Ich versuchte schon vergeblich, mich meiner Handbremse zu entledigen um endlich die Toskana zu erobern, als es dann wirklich losging: Zusammen mit Hunderten von Gleichgesinnten ging es durch Kurve um Kurve, über Berge und Täler und durch herrliche Schluchten mit viel Lärm darum, möglichst viel (Benzin) zu trinken und Gummi auf die Straßen zu reiben. Das gelang uns dann, zur Freude aller, die an den Straßen standen, mit Fähnchen winkten und sich, genauso wie wir, an der Mille Miglia 2010 erfreuten. Immer wieder traf man sich, erzählte kurz von denem und jenem, trank ein Gläschen Sekt, und weiter ging es! Leider küsste unser kleiner Italiener seine Bekannte aus Köln etwas unsanft in das Hinterteil, sodass wir eine Pause für die ärztliche Versorgung einlegen mussten. Das fähige OP-Personal schaffte es jedoch, den Italiener wieder zum Geradeauslaufen zu bewegen, und weiter ging es, Richtung Siena, da der Weg bis Rom zu weit war. Ein zweites Mal mussten wir anhalten, als uns so ein Jungspund aus Wolfsburg überholte und dabei eine Felsbrocken übersah: Es knallte heftig, zwei Reifen platzten, und die Kölnerin benötige jetzt noch ein Pflaster mehr. So waren wir dann froh, später am Abend endlich in unserer Unterkunft anzukommen. Dort warteten die anderen schon auf uns, während wir auf bequemen Stellplätzen die Aussicht in die Olivenhaine genossen, hörten wir drinnen lustige Stimmen und Gläserklingen…

Samstag schien dann wieder die Sonne (wie übrigens fast immer in diesen Tagen!), und früh ging es wieder los, denn man hörte schon dass Donnern der Kameraden, die ab 6 Uhr  in Rom gestartet waren und Richtung Norden eilten. Einige sahen mittlerweile nicht mehr so sauber aus wie in Brescia, aber die Fahrer/-innen hatten (fast) alle so ein glückliches Lächeln im Gesicht! Was die wohl erlebt hatten? Aber wenn ich mich umsah, hatten auch unsere Fahrer/-innen das gleiche Lächeln. Muss wohl an der Sonne, dem Benzingeruch, vielleicht auch an Italien, dem Wein, gelegen haben, oder ist es das „Mille-Lächeln“?

Nachdem Käse, Brot und Wein eingekauft war und wir auch noch etwas Benzin zu trinken bekamen, genossen wir gemeinschaftlich die Strecke. Der kleine Italiener fand sogar noch einen weißen und einen blauen Bruder! Und dann, endlich der Futa-Pass. Da war was los! Unmengen von Zuschauern säumten die Serpentinen, und die Teilnehmer gaben sich wirklich Mühe, all ihr Können zu zeigen! Nachdem der letzte Sekt seinen Weg gefunden hatte, ritten wir gemütlich zurück zum Gardasee, wo wir uns am Abend noch viel zu erzählen hatten. Nicht nur wir, auch im Haus hörte man noch lange fröhliche Stimmen!
Sonntag morgen fiel uns der Abschied sehr schwer, und alle versprachen sich ein baldiges Wiedersehen, um die Mille 2011 zu planen!

Thorsten R.