Autofahren für blinde / sehbehinderte Menschen

Das klingt erst einmal unwahrscheinlich. Der Kölner Sehbehinderten- und Blindenverein, der Fahrlehrerverband Nordrhein und die Caritas haben zusammen mit Ford auf der Teststrecke in Merkenich 36 der insgesamt fast 40.000 Sehbehinderten in Deutschland dieses Erlebnis ermöglicht. Die Aktion verfolgte das Ziel, auch Blinden, die noch nie selber gefahren sind, die Angst vor den „brummenden Ungeheuern“ zu nehmen, erklärte der selbst blinde Projektleiter Burkhard Hautow.

Auf die Frage nach dem Rahmenprogramm zu dieser Veranstaltung haben wir spontan an unseren Sympathie-Träger, den Clubbus „Achmed“ gedacht und diesen zur Verfügung gestellt.
Die Teilnehmer, die mit den Händen die ungewöhnliche Form des 69-er Transit erkundet haben, erkannten auch sofort, dass es sich um einen Ford handelt, obwohl statt der markanten „Pflaume“ FORD in einzelnen Buchstaben in großen Abständen  über die Front verteilt stand.

Auch bei der Sitzprobe mit Ertasten der Bedienelemente und des Armaturenbretts wurde allen sofort bewusst, dass sie in einem Oldtimer saßen. Das belegten Kommentare wie „nur ein Instrument im Armaturenbrett!?“.
Neben dem alten Blech des Transits haben die Teilnehmer auch neues verformtes Blech nach dem Crash Test eines Focus ertastet.

Für mich als FOMMC Mitglied und Ford Pensionär war dies ein interessanter und lehrreicher Tag. Von den Aktionen in und an unserem Bus sind leider keine Fotos gemacht worden und privat durften wir natürlich nicht fotografieren.
Die offiziellen Fotos geben einen Eindruck der Veranstaltung wieder:

Clubbus AchmedBlinde lernen AutofahrenFahrzeug nach einem CrashtestFOMCC

                                       Hans Vogt

Artikel aus dem Kölner Stadtanzeiger:
Fahrspaß für Menschen, die nicht sehen
VON NINA TRENTMANN

Selbst Gas zu geben und zu bremsen nimmt die Angst vor dem Auto. Erwartungsvoll steigt Nadine Rath in den Fahrschulwagen. Die 27-Jährige stellt Sitz und Spiegel ein und schnallt sich an. Sacht nimmt sie die erste Kurve, wird mit jedem Meter sicherer. Dies ist nicht die erste Fahrstunde ihres Lebens, aber die erste nach drei Jahren. Damals erblindete die junge Frau infolge ihrer Diabetes-Erkrankung. Mit einem Auge kann sie nichts mehr sehen, auf dem zweiten blieben ihr dreißig Prozent Sehkraft.

Das Autofahren gehört zu den vielen alltäglichen Dingen, die Menschen mit Behinderungen vermissen, schildert der 58-jährige Sokthi Nhiem, der aus Kambodscha stammt und in Bickendorf lebt. Mit den Händen erkundet er Fahrertür und Armaturenbrett, ehe es in Begleitung des Lehrers losgeht. Mit 36 der fast 40 000 Sehbehinderten und Blinden in NRW konnten Nhiem und Nadine Rath am Freitag auf dem Ford-Testgelände Gas geben. Der Kölner Sehbehinderten- und Blindenverein, der Fahrlehrerverband Nordrhein und die Caritas veranstalteten das Fahrtraining mit Ford.

Nadine Rath hat die Routine schnell wieder. „Ich habe mich so darauf gefreut“, sagt die einst begeisterte Autofahrerin. Gas geben, bremsen, geradeaus fahren - das kann Nadine auf dem Trainingsgelände ohne Anleitung. Fahrlehrer Manfred Neuhaus sitzt entspannt daneben, gibt ab und zu Tipps. „Nicht ganz so weit rechts fahren“ oder „Jetzt aber langsam“, als der Ausschlag der Tachonadel den Spaß der erblindeten Fahrschülerin ein bisschen zu heftig spiegelt.

Runde um Runde fährt der Fahrschulwagen. Die Strecke kennen auch die Vorsichtigen unter den Erblindeten schnell, obwohl sie den Verlauf nur erahnen können. Die Vollbremsung, die zur Übung gehört, macht den meisten richtig Spaß. Ein simuliertes Unfall-Erlebnis - bei einer Geschwindigkeit von zehn Stundenkilometern und anschließender Schadensbegutachtung mit den Händen - ist Teil der Fahrstunde. Sogar die Sache mit dem rückwärts Einparken, schon für viele Sehende ein echtes Problem, wird gemeistert: „Ganz ruhig. Und jetzt zu mir lenken“, hilft Manfred Neuhaus beim Navigieren. Auch wenn sie auf einer Seite etwas zu nah an der Leitplanke zum Stehen kommt, strahlt Nadine über ihren Erfolg. „Meine Erblindung war schon ein extremer Einschnitt. Ich kann jetzt nur noch Bus und Bahn fahren“, bedauert sie. Ihr Auto hat sie immer noch, auch wenn sie nicht zu hoffen wagt, jemals ans Steuer zurückzukehren.

Die Aktion verfolgte das Ziel, auch Blinden, die noch nie selber gefahren sind, die Angst vor den „brummenden Ungeheuern“ zu nehmen, erklärt der selbst blinde Projektleiter Burkhard Hautow. Und die Ford-Fahrzeugplaner machen Menschen wie Nadine Rath oder Sokthi Nhiem durchaus Mut: Sie könnten wieder fahren, sobald in einigen Jahren die Fernsteuerungstechnik so weit entwickelt sei, dass man sie ins Auto einbauen könnte.

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