Ford Galaxie

Baujahre: 1959-1972, insg. 12.085.968 Stück weltweit

Ford Galaxie Sunliner 1959 mit Continental Kit
Ford Galaxie Sunliner 1959 mit Continental Kit

Im Modelljahr 1959 kamen die ersten Galaxie Modell als “Club Victoria”, “Town Victoria”, “Town Sedan”, “Club Sedan”, “Sunliner Convertible” und “Skyliner Retractable” auf den Markt. Galaxie und Fairlane unterschieden sich damals bis auf die reichlich verwendeten Chromteile und das dreifarbige Stoffinterieur praktisch kaum.
Am bemerkenswertesten war natürlich der Retractable, mit seinem elektrisch im Kofferraum versenkbaren Blechdach. Weitere Annehmlichkeiten auf der Aufpreisliste 1959 waren: Klimaanlage, Suchscheinwerfer, elektr. Sitze und Fensterheber sowie der „Swift Sure“ Bremskraftverstärker.
An Motoren standen ein 292ci V8, der „Mileage Maker Six“ und der „Thunderbird Special“ V8 mit bis zu 300 SAE-PS zu Auswahl. Die Zweigang Fordomatic (a.W. mit Overdrive) und eine Driegang „Cruise-O-Matic“ Automatik Getriebe nahmen damals schon dem Fahrer die lästige Schaltarbeit ab.

1960 wurden die Galaxie komplett überarbeitet, basierten aber immer noch auf den Fairlane Modellen. Hinzu kam der sehr beliebte „Starliner“, ein Coupé ohne B-Säule und abfallender Dachlinie. Auch ein „Country Squire“ Kombi mit seitlicher Holzmaserung kam ins Programm.

Die 61er Galaxie gelten als besonders elegant, ihr Design gewinnt beim italienischen Modezentrum Centro per L'Alta Moda Italiana die Medaille für funktionelle Schönheit. Neu waren selbsttätig nachstellende Bremsen und ein verbesserter Rostschutz. Kundenfreundlich auch die Wartungsintervalle: Ölwechsel erst nach 6.000 km, Abschmieren alle 50.000 km. Als Top-Motorisierung wurde der neue „Thunderbird 390 Special“ mit Drei-Vergaseranlage und 400 SAE-PS angepriesen.

Das 62er Modell bekam einen neuen Kühlergrill, auf den vorderen Kotflügel thronten vergoldete Flossen. Das neue „500 XL“ Modell kam mit allem erdenklichen Luxus daher: Mittelkonsole, Einzelsitze vorn mit chromfarbenen Einlagen und passenden Mylar Folien in den Türverkleidungen. Im PS-Rennen der amerikanischen Autohersteller spielte der „406 High Performance“ mit angegebenen 405 PS mit. Unglaubliche 47 verschiedene Polster und dreizehn Außenfarben machten den Kunden sie Wahl zur Qual.

Galaxie 1963½, vorbereitet von Holman Moody, mit Dan Gurney am Steuer
Galaxie 1963½, vorbereitet von Holman Moody, mit Dan Gurney am Steuer

Mit dem 63er Galaxie stellte Ford einen Klassiker vor. Die zeitlose Linienführung macht ihn zu einem der begehrtesten Ford Modelle. Angefangen beim „Sedan“ in Grundausstattung (ein typisches Behördenfahrzeug seiner Zeit) bis zum voll ausgerüsteten 500XL konnten fast alle Wünsche befriedigt werden. Im Modelljahr 63½ wurde zudem ein zweites, aerodynamischeres Fastback Coupé vorgestellt. Hintergrund waren die Stock-Car Rennen, bei denen Ford sich mit dem abgesenkten Dach aerodynamischen Vorteile über die Konkurrenten versprach. Eine Erwartung, die auch prompt in Erfüllung ging wie Tiny Lund’s Sieg bei den Daytona 500 eindrucksvoll belegte. Doch auch in Europa war der Galaxie im Motorsport erfolgreich: Mit von Holman-Moody vorbereitetem Fahrzeug, 7-Liter Hubraum und ca. 425 PS ging Jack Sears in der englischen Tourenwagenserie gegen die Jaguar Mk.II an den Start und konnte die europäischen Meisterschaft für sich entscheiden. Das hätte sich zuvor kaum jemand vorstellen können.

Jack Sears erinnert sich: „Ende Mai kam der Galaxie rechtzeitig zum Daily Express Rennen in Solverstone aus USA an. Ich erinnere mich noch gut an dieses massive Ding mit Straßenreifen, da die Firestone Rennreifen erst Freitag eintreffen würden. Zu dieser Zeit fand das Training noch Donnerstag und Freitag statt, das Rennen am Samstag. Ich sagte zu Jeff Uren: Laß mich ein paar Runden auf der Strecke mit Straßen Bereifung drehen, ich werde nicht schnell fahren. Er antwortete: Um Himmels Willen, der Wagen fährt mit den Reifen nicht stabil, aber ich verstehe, daß Du ein Gefühl für ihn bekommen möchtest. So wurde vereinbart, daß ich drei Runden drehen durfte. Ich ließ es in der ersten Runde langsam angehen, schaltete ein paar Mal durch die Gänge um ein Gefühl für das Getriebe zu bekommen und testete die Bremsen. Die zweite Runde war schon ein bisschen schneller und in der dritten Runde ließ ich ihn auslaufen – gab aber im Ausgang der Becketts Kurve noch einmal Gas und sofort platze ein Hinterreifen. Ich musste auf dem Gras neben der Hangar Geraden anhalten und wartete bis das Training vorbei war, das natürlich die Jaguar für sich entschieden. Wir schleppten den Wagen mit roten Gesichtern zurück in die Box, aber am nächsten Tag kamen die Reifen aus Amerika und ich holte mir die Pole Position. Die Bremsen hielten erstaunlich gut über die Distanz, nur die Kupplung war nicht für stehende Starts geeignet, bei Stock-Car Rennen gab es nur fliegende Starts."

1964 markiert bei Ford das Jahr des „Total Performance“ Programms. Auch die Galaxie profitierten davon: für den Einsatz bei Beschleunigungsrennen wurden für die „Factory Lightweight“ Kotflügel und Hauben aus Fiberglas gefertigt und Aluminium Stoßstangen.
1965 wurde das Design wieder komplett erneuert, erkennbar an den nun übereinander liegenden Doppelscheinwerfern. Sechs Karosserievarianten in insg. 17 Versionen standen zur Wahl.

1966 kam der LTD als Ausstattungsversion hinzu, die Kunden konnten zudem unter acht Motoren (inkl. dem neuen 428er V8) wählen. Auch 1967 wurde an der Karosserie fast nicht geändert, die Blinker wandern in die Stoßstange und das Styling ähnelt wieder mehr dem Fairlane. Mario Andretti gewinnt erneut für Ford das Daytona 500 Rennen, doch der 7-Liter Motor wird zum letzten Mal verbaut, dann machen Umweltbestimmungen und besorgte Versicherungen ihm den Garaus. Bei uns blieben die Galaxie natürlich Randerscheinungen; selbst die deutsche Werbung erkannte: „Auf Deutschlands Straßen sehen Sie ihn selten. (Weil viele glauben, der Ford Galaxie LTD ist nur für Amerikaner da.)

1968 bekommt der Galaxie wieder eine eigenständigere Persönlichkeit. Die LTD. XL und Country Squire bekommen Klappscheinwerfer, beim XL entfällt zum ersten Mal der Name Galaxie.

Ford LTD 1969
Ford LTD 1969

Im Jahr drauf wirbt Ford mit „größer, breiter, länger und ruhiger“, die full-size Ford wuchsen also abermals. 1970 werden die großen Limousinen komfortabler, doch erst 1971 markiert den Höhepunkt bei den Abmaßen. Der neue LTD Brougham als Topmodell konnte mit zwei oder vier Türen geordert werden. Auch 1972 blieb (fast) Alles beim Alten, nur durch die Abgasgesetzte fiel die Leistung der Motoren drastisch ab.
In Nordamerika verschwand der Name „Galaxie“ danach zu Gunsten des LTD. Nur in Europa taucht er viel später mit einem „Y“ wieder auf: Als Minivan, baugleich mit VW Sharan und SEAT Alhambra…

[<< Fairlane] | [Home] | [LTD >>]