Ford Fiera

Baujahr: 1972-1984 in Muntinlupa bei Manila (Philippinen) sowie in Thailand
Motoren: 1,1 und 1,3 Liter (später auch 1,6 Liter) "Kent" OHV Vierzylinder Benzinmotoren
Serie 2: a.W. ISUZU C-230 Vierzylinder Diesel
Serie 3: a.W. Mazda 2,5 Liter Vierzylinder Diesel
Kraftübertragung: 4-Gang Schaltgetriebe (Diesel: 5-Gang), Hinterradantrieb

Der Fahrrad Händler "Erlange and Galinger" verkauft ab 1902 Automobile, darunter seit 1907 auch Ford. Henry Ford reiste schon 1916 auf die Philippinen und verfasst einen detaillierten Bericht, den er auch dem damaligen amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson zukommen ließ. T-Modelle gab es dort aber nachweislich schon zuvor. Erst 1955 beginnt die Manila Trading & Supply Co. ("Mantrade" Ford Händler mit mehreren Niederlassungen im Land seit 1918) im Hafen von Manila amerikanische Ford LKW und den deutschen Streifen-Taunus zu montieren, zuvor wurden in Manila amerikanische Ford PKW gebaut. 1967 beginnt Ford in einem eigenen Werk in Muntinlupa Escort, Cortina, Granada, Telstar und Laser zu bauen. In den 60er Jahren verkauft Ford das Werk an ein philippinisches Konsortium. Dort liegt auch die Wiege des Fiera.

Ford Fiera 1
erste Version des Fiera als Jeepney Sammeltaxe, noch ohne Türen

Ein T-Modell oder BTV (Basic Transport Vehicle) für die Entwicklungsländer in Asien sollte der Fiera werden: einfach aufgebaut, geeignet für schlechte Straßen, preiswert in Anschaffung und Unterhalt, leicht zu warten, mit einem möglichst großen Anteil heimischer Lieferanten, von kaum ausgebildeten Arbeitskräften zu bauen. Mit dem 1968 auf den gleichen Namen getauften Mercury Cougar Concept-Car hat der Wagen also sonst nichts gemein.

Auf der Transpo Messe 1972 lüftete Ford sein Geheimnis: Die Fiera Entwickler aus Australien peilten einen jährlichen Absatz von fünf- bis sieben-tausend Fahrzeugen jährlich an, bei einem veranschlagten Verkaufspreis zwischen 1.100 und 1.300 US-Dollar und einem Entwicklungsbudget von nur 800.000 Dollar. Teure Pressformen für die eckige Karosserie waren kaum nötig, sie sieht aus wie auf einer Kantbank gebaut. An den abnehmbaren Türen fehlen sogar Fenster und von außen zu betätigende Türgriffe. Das spärliche Instrumentenbrett mit Tacho, Chokezug, Blinker-, Hupen-, Licht- und Zündschalter erinnert an einen Militärjeep. Der Scheibenwischer (zunächst nur auf der Fahrerseite) muß direkt am Motor eingeschaltet werden. Der Antrieb entstammt dem Escort, die Kompression der Motoren wurde wegen der schlechten Treibstoffqualität auf 8:1 abgesenkt.

Auch Hauptkonkurrent GM arbeitete an einem ähnlichen "Asian Uitility Vehicle" (AUV). Zunächst sollte die Motorisierung in Ostasien vorangetrieben werden, im Stillen hoffte man wohl diese Fahrzeuge auch in China verkaufen zu können. Während der Fiera mit einem Stahldach und gepolsterten Sitzen ausgestattet ist, besitzt der GM nur ein Stoffdach und eine mit Segeltuch überzogene Stahlrohr-Sitzbank.
Neben den Privatkunden waren auch die Betreiber der auf den Philippinen so beliebten "Jeepney" Sammeltaxen eine Hauptzielgruppe. Als Kleinbus mit bis zu zwölf Sitzplätzen oder Pritschenwagen (780 kg Zuladung) waren vielfältige Nutzungen möglich. Auf deren Basis bauten heimische Karosseriebauer zudem eine Unzahl verschiedener Versionen.

Der ab Mai 1972 gebaute Fiera bildete mit nur 10% importierten Teilen einen Grundstock für die Entwicklung der Automobilindustrie auf den Philippinen, die bald sogar Ford Ersatzteile nach Australien und Neuseeland exportieren konnte. Importiert werden mussten nur Lenkung und Elektrik. 1974 eröffnet Ford ein Presswerk in der Freihandelszone Mariveles, rund 200 km nördlich von Manila.

Als später die Konkurrenz mit ähnlichen Produkten nachzog war den Kunden der Fiera dann doch zu primitiv, so daß Ford im Januar 1977 eine zweite, größere und besser ausgestattete Serie des Fiera nachschieben mußte. Selbst der direkte "Kijang" Konkurrent von Toyota nutzte die 1,6 Liter Ford Motoren aus philippinischer Fertigung.
In Südafrika wurde der Fiera als "Bakkie" vermerktet. In Spanisch sprechenden Ländern wie Mexiko und Südamerika verhinderte wohl der Name – "Fiera" bezeichnet im Spanischen eine hässliche, alte Frau – einen großen Erfolg. Länder mit strengeren Zulassungsvorschriften akzeptierten solch ein primitives Fahrzeug sowieso nicht.
Ab Oktober 1980 wurde die Karosserie weiter verbessert, Kotflügel, Motorhaube und Scheinwerfer Gehäuse bestanden nun aus Blech Pressteilen. 32 Prozent Marktanteil bewiesen den Erfolg. Für die Benzinmotoren war ein Flüssiggas Umbausatz erhältlich.

Ford Fiera 3

1982 folgte die letzte Version: Ein zugekaufter Diesel mit 5-Gang Getriebe, Scheibenbremsen vorne und eine neue Front machten den Wagen moderner. Die XLT Version erinnert nun schon fast an eine Limousine.
In Deutschland wurde der Fiera nie angeboten, wohl aber z.B. im Werksverkehr des Ford Werks Saarlouis eingesetzt.

1984 werden auf Grund politischer und wirtschaftlicher Schwierigkeiten im Land alle Werke auf den Philippinen geschlossen und der Vertrieb eingestellt. Mantrade versorgte die verbliebene Kundschaft. Erst 1997 betritt Ford wieder den Markt und beginnt ab 1999 den Lynx und später SUVs wie Everest, Escape und den Pick-Up Ranger zu bauen. Fords Werk auf den Philippinen gilt bis zur Schließung 2013 als das profitabelste im ganzen Land und wird 2015 von Mitsubishi übernommen.

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