Der Fahrrad Händler "Erlange and Galinger" verkauft ab 1902 Automobile, darunter seit 1907 auch Ford. Henry Ford reiste schon 1916 auf die
Philippinen und verfasst einen detaillierten Bericht, den er auch dem
damaligen amerikanischen Präsidenten
Woodrow Wilson zukommen ließ. T-Modelle gab es dort aber nachweislich schon zuvor. Erst 1955
beginnt die Manila Trading & Supply Co. ("Mantrade" Ford Händler mit mehreren Niederlassungen im Land seit 1918) im Hafen von Manila
amerikanische Ford LKW und den deutschen
Streifen-Taunus zu montieren, zuvor wurden in Manila amerikanische Ford PKW gebaut. 1967 beginnt Ford in einem eigenen Werk in
Muntinlupa
Escort,
Cortina,
Granada, Telstar und Laser zu
bauen. In den 60er Jahren verkauft Ford das Werk an ein philippinisches Konsortium. Dort liegt auch die Wiege des Fiera.
Ein
T-Modell oder BTV (Basic
Transport Vehicle) für die Entwicklungsländer in
Asien sollte der Fiera werden: einfach aufgebaut, geeignet für
schlechte Straßen, preiswert in Anschaffung und Unterhalt,
leicht zu warten, mit einem möglichst großen Anteil
heimischer Lieferanten, von kaum ausgebildeten
Arbeitskräften zu bauen. Mit dem 1968 auf den gleichen Namen
getauften
Mercury Cougar
Concept-Car hat der Wagen also sonst nichts gemein.
Auf
der Transpo Messe 1972 lüftete Ford sein Geheimnis: Die Fiera
Entwickler aus
Australien peilten einen jährlichen Absatz von
fünf- bis sieben-tausend Fahrzeugen jährlich an, bei
einem veranschlagten Verkaufspreis zwischen 1.100 und 1.300 US-Dollar
und einem Entwicklungsbudget von nur 800.000 Dollar. Teure Pressformen
für die eckige Karosserie waren kaum nötig,
sie sieht aus wie auf einer Kantbank gebaut. An den abnehmbaren Türen
fehlen sogar Fenster und von außen zu betätigende
Türgriffe. Das spärliche Instrumentenbrett mit Tacho,
Chokezug, Blinker-, Hupen-, Licht- und Zündschalter erinnert
an einen Militärjeep. Der Scheibenwischer (zunächst nur auf der
Fahrerseite) muß direkt am Motor eingeschaltet werden. Der
Antrieb entstammt dem Escort, die
Kompression der Motoren wurde wegen der schlechten
Treibstoffqualität auf 8:1 abgesenkt.
Auch
Hauptkonkurrent GM arbeitete an einem ähnlichen "Asian
Uitility Vehicle" (AUV). Zunächst sollte die Motorisierung in
Ostasien vorangetrieben werden, im Stillen hoffte man wohl diese Fahrzeuge
auch in
China verkaufen zu können. Während
der Fiera mit einem Stahldach und gepolsterten Sitzen ausgestattet ist,
besitzt der GM nur ein Stoffdach und eine mit Segeltuch
überzogene Stahlrohr-Sitzbank.
Neben
den Privatkunden waren auch die Betreiber der auf den Philippinen so
beliebten "Jeepney" Sammeltaxen eine Hauptzielgruppe. Als Kleinbus mit
bis zu zwölf Sitzplätzen oder Pritschenwagen (780 kg
Zuladung) waren vielfältige Nutzungen möglich. Auf
deren Basis bauten heimische Karosseriebauer zudem eine Unzahl
verschiedener Versionen.
Der
ab Mai 1972 gebaute Fiera bildete mit nur 10%
importierten Teilen einen Grundstock für die Entwicklung der
Automobilindustrie auf den Philippinen, die bald sogar Ford Ersatzteile
nach
Australien und
Neuseeland exportieren konnte. Importiert werden
mussten nur Lenkung und Elektrik. 1974
eröffnet Ford ein Presswerk in der Freihandelszone Mariveles,
rund 200 km nördlich von Manila.
Als
später die Konkurrenz mit ähnlichen Produkten nachzog
war den Kunden der Fiera dann doch zu primitiv, so daß
Ford im Januar 1977 eine zweite, größere und besser
ausgestattete Serie des Fiera nachschieben mußte.
Selbst
der direkte "Kijang" Konkurrent von Toyota nutzte die 1,6 Liter Ford
Motoren aus philippinischer Fertigung.
In
Südafrika wurde der Fiera als "Bakkie" vermerktet. In Spanisch
sprechenden Ländern wie
Mexiko und
Südamerika
verhinderte wohl der Name – "Fiera" bezeichnet im
Spanischen eine hässliche, alte Frau – einen
großen Erfolg. Länder mit strengeren
Zulassungsvorschriften akzeptierten solch ein primitives Fahrzeug sowieso nicht.
Ab
Oktober 1980 wurde die Karosserie weiter verbessert,
Kotflügel, Motorhaube und Scheinwerfer Gehäuse
bestanden nun aus Blech Pressteilen. 32 Prozent Marktanteil bewiesen
den Erfolg. Für die Benzinmotoren war ein Flüssiggas Umbausatz erhältlich.
1982
folgte die letzte Version: Ein zugekaufter Diesel mit 5-Gang Getriebe,
Scheibenbremsen vorne und eine neue Front machten den Wagen moderner. Die XLT Version erinnert nun schon fast an eine
Limousine.
In Deutschland wurde der Fiera nie angeboten, wohl aber z.B. im Werksverkehr des Ford Werks Saarlouis eingesetzt.
1984
werden auf Grund politischer und wirtschaftlicher Schwierigkeiten im Land alle Werke auf den Philippinen geschlossen und der Vertrieb eingestellt. Mantrade versorgte die verbliebene Kundschaft. Erst
1997 betritt Ford wieder den Markt und
beginnt ab 1999 den Lynx und später SUVs wie Everest,
Escape und den Pick-Up Ranger zu bauen. Fords Werk auf den Philippinen
gilt bis zur Schließung 2013
als das profitabelste im ganzen Land und wird 2015 von Mitsubishi übernommen.