Fordson Major E27N

Baujahr: März 1945 - 1952 in Dagenham/GB und Seaview/NZ, ca. 235.000 Stück
Antrieb: Benzinmotor: 4,4 Liter Vierzylinder Reihenmotor mit 27 PS, Mischbetrieb mit Kerosin bzw. Petroleum möglich
                Diesel: Perkins P6 4,7 Liter Reihen-Sechszylinder mit 45, später 50 PS, Lizenzbau als EB6 in Spanien bei Barreiros
Kraftübertragung: Dreigang Getriebe mit einem Rückwärtsgang

Fordson E27N Major
Fordson E27N Major

Großartige Veränderungen waren am Traktor Typ N in den Kriegsjahren nicht vorgenommen worden. Nur wenige Versuchsmodelle zur Verbesserung und Erneuerung des nun schon in die Jahre gekommenen Modells sind bekannt. Es musste etwas geschehen! Der veraltete seitengesteuerte Motor, der energiefressende Hinterachsschneckenantrieb, die fehlende Zapfwelle, Bremse und Dreipunkthydraulik machten den Traktor trotz seines günstigen Preises unattraktiv. Es war höchste Zeit für ein neues Modell.

Geboren wurde der Typ E27N Major. Diese eigenartige Bezeichnung hat folgende Bedeutung: „E“ für England, „27“ für 27 PS, „N“ für Modell N Traktor und „Major“ für größer/bedeutender. Der neue Traktor bestand aus Baugruppen des Modell N, aber auch aus neuentwickelten Details. Der Schneckenantrieb war einem zweifach untersetzten Hinterachs-Differenzialgetriebe gewichen, die Trommelbremsen wirkten rechts und links getrennt auf die erste Hinterachswelle und eine auf das Getriebe wirkende Handbremse gab es auch. Die Zapfwelle lag weit unterhalb der Hinterachse, die Spurweite war verstellbar, die Vorderachse komplett neu, die Kühlerform jetzt mit Lamellenschutz gestaltet und die Bodenfreiheit erhöht. Geblieben war der seitengesteuerte, magnetgezündete Benzin-/Petroleummotor und das alte 3-Gang Getriebe. Der zwei Tonnen schwere Traktor ist anfangs komplett dunkelblau lackiert mit orangen Felgen. Optional konnte ab 1946 eine Lichtanlage und ein elektrischer Anlasser geordert werden und ab Mitte 1946 wurde eine Dreipunkthydraulik angeboten.

Nachdem Fordson über 30 Jahre einen nahezu unveränderten Motor in die Traktoren eingebaut hatte, kam zum ersten Mal ein neuer Motor zur Anwendung. Die englische Motorenfabrik Perkins hatte im Vorfeld schon Versuche angestellt, dem E27N einen Vierzylinder-Dieselmotor vom Typ P4 als Antrieb zu verpassen. Der 4-Zylinder-Traktor blieb allerdings ein Prototyp. Ford entschied sich 1948 für den Perkins 6-Zylinder Dieselmotor und stellte damit der Konkurrenz einen 46 HP starken Traktor entgegen. Der P6TA-Motor leistete 45 HP bei 1.500 U/min. Ein elektrischer Anlasser war von nun an zwingend notwendig.

Folgende Versionen standen zur Auswahl: der "Standard Agricultural" als normaler Ackerschlepper, der "Row Crop" mit schmaler Spur vorne, der "Land Utility" und "Industrial" mit längerer Übersetzung und Gummibereifung.
Der "Row Crop" war ein Hackfruchtschlepper, der durch seine beiden eng zusammenstehenden Vorderräder wie ein Dreirad aussah. Er wurde zum meist verkauften Schleppertyp in den USA, da er das ideale Arbeitsgerät für das Maishacken war, denn die Maispflanzen wurde durch die kurze Vorderachse nicht beschädigt.

Wie auch schon bei den vorigen Modellen fanden sich auch hier Firmen, die aus dem E27N Major Baumaschinen oder Raupenschlepper konstruierten. Eine nicht zu überblickende Anzahl von Varianten wurde angeboten. Erstmals taucht hier in diesem Zusammenhang die Firma County auf, die später mit ihren Fordson-Traktoren noch mehr zu tun bekam. County modifizierte den E27N Perkins PT6 zur Vollraupe. Nicht fehlen durfte in der Angebotspalette damals der Single Front Wheel Typ für den US-Markt. Hier tat sich die Firma Bettinson of Holbeach auf, die den E27N als Dreirad-Modell anbot. Ford selbst bot diese Ausführung nicht an. Eine Straßenversion mit fester Kabine, Beleuchtung und Anlasser wurde ab 1947 angeboten. Der Preis des E27N Major betrug 1950 303 ₤, zum Vergleich kostete der Ferguson TE-D zur gleichen Zeit 335 ₤. Bemerkenswert war, daß Ford Anbaugeräte passend zum Traktor anbot. Auch konnte der E27N mit Eisenbereifung bestellt werden. Im Januar endete die Produktion des E27N, die im März 1945 in Dagenham begann. Insgesamt wurden etwa 235.000 dieser Traktoren gebaut.

Wenn es auf dieser Welt einen Traktor gibt, der bereits zu seinen Produktionszeiten zur Legende geworden ist, trifft dies zweifellos auf den ­legendären Doe Triple D aus Großbritannien zu. Das fast 10 Meter lange Monstergefährt war eine Konstruktion des begnadeten Ingenieurs Ernest Doe der mit seiner Firma Ernest Doe & Sons vom kleinen Dorfschmied zu einem der größten Traktorenkonstrukteure und Händler im Südwesten Großbritanniens aufstieg. 
Der Fordson Major war zwar solide konstruiert, langlebig aber mit viel zu wenig Leistung für den schweren Boden im Südwesten Englands ausgestattet. Die Lösung des Problems von Ernest Doe war so einfach wie genial – nach dem Motto "aus zwei mach eins" koppelte er zwei Fordson Major Traktoren und schuf damit ein wahres Monster, mit Vierradantrieb und einer ­damals sensationellen Leistung von über 100 PS. Beiden Traktoren wurde die Vorderachse entfernt und sie wurden durch eine hydraulisch gesteuerte Knicklenkung miteinander verbunden, so daß der fast 10 Meter lange Monstertraktor fast rechtwinklig abbiegen konnte und damit einen fast unschlagbar kleinen Wendekreis hatte. Nicht nur die beiden Motoren, auch die Getriebe waren durch eine aufwendige Hydraulik miteinander gekoppelt, so daß der Fahrer – was für den reibungslosen Einsatz des doppelten Lottchens unabdingbar war, beide separaten Getriebe gleichzeitig bedienen konnte. Angetrieben wurde die Legende von je zwei 4,4 Liter Fordson-Dieselmotoren mit Direkteinspritzung, damals eine echte ­Besonderheit. Diese einzigartige Konstruktion wurde ständig weiterentwickelt und immer, wenn Fordson ein neues Modell – oder eine ­bessere ­Motorisierung nachschob, wurden auch diese Neuentwicklungen in die Vierrad-Konstruktion übernommen. Die letzten Baujahre wurden deshalb von einem 6-Zylinder-Perkins-Dieselmotor mit einem Hubraum von 4,7 Litern angetrieben.
Die Zugkraft des Doe Triple D war seinerzeit einzigartig und nicht nur im Vereinigten Königreich sondern auch auf dem europäischen Kontinent unerreicht.
Gut erhaltene Exemplare zählen heute zu den absoluten Exoten und zu den exklusivsten und damit auch teuersten Sammelstücken ihrer Art.

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