Ford Modell K Werbung
Schwerwiegende Folgen hatte der Misserfolg des Modell K, eines 2.500
$ (später 2.800 $, mit Lampen und Verdeck 3.000 $) teuren Sechs-Zylinder
Wagens. Damals viel Geld, aber immer noch preiswerter als viele
Mitbewerber, die oft auch nur vier Zylinder Motoren bieten konnten. Es gab
das Modell K in zwei Karosserievarianten: als Tourer oder sportlichen
"Boattail" Roadster. Ursprünglich beträgt der Radstand 2,84 Meter, wird
aber bald auf 3,05 Meter verlängert. Das Fahrwerk wies im Gegensatz zu den
Ford-üblichen Querblattfedern Längsblattfedern vorn und hinten auf. Ein
Handbremse wirkte auf beide Hinterräder, eine zweite per Bremspedal auf
das Getriebe. Die Kühlung erfolgt mittels Rohrlamellenkühler, Pumpe und
Ventilator.
Mit
dem
großen Sechszylindermotor garantierte Ford für den leichten Roadster
eine beachtliche Höchstgeschwindigkeit von 60 Meilen (96 km/h), der
deutsche Prospekt nannte jedoch nur 80 km/h für den Doppelphaeton. Damit
war das Zweigang Planetengetriebe schon überfordert. Frank Kulick und
Bert Lorimer erzielten über eine Distanz von 1.827 km in 24 Stunden einen
Durchschnitt von 76 km/h - was Leistung und Zuverlässigkeit des großen
Ford unter Beweis stellte. Trotz dieser Erfolge ließ sich das Model-K
zeitlebens nur schleppend verkaufen. Mit ihm wollte Ford das Segment der
Luxuswagen als Spielzeug für die Oberschicht erobern bis er sich später
auf die Herstellung von Massenfahrzeugen konzentrierte. Henry Ford sah
fortan die Zukunft der Ford Motor Company in günstigen Autos für die
breite Masse. Hauptinvestor A. Malcomson konnte sich damit nicht
anfreunden und verließ die Ford Motor Company. Henry Ford investierte
175.000 $ und erhöhte seinen Anteil an der Ford Motor Company auf 58,5%,
wodurch er 1906, als Nachfolger des verstorbenen Detroit Bankers John S.
Gray, Präsident des Unternehmens wurde.
Es gab auch technische Probleme wie gebrochene Kurbelgehäuse und das
anfällige Zweigang-Planetengetriebe. Ab 1907 wurden Radstand und
Karosserie verlängert sowie einigen andere Verbesserungen eingeführt
(Wasserpumpe, Schmierung, nun Magnet und Batterie Doppelzündung, Vergaser,
usw.). Der Motor leistet nun 20% mehr. Die Modellbezeichnung lautete nun
6-40 Roadster.
Von den weniger als eintausend gebauten Exemplaren existieren heute noch
dreiundzwanzig. Die Sparte der Luxuswagen übernahm später Lincoln.
Sechszylinder blieben für Ford jahrzehntelang tabu, sieht man von den
"Model-J" Einzelstücken ab. Zwischen acht und elf dieser auf sechs
Zylinder verlängerten T-Modelle wurden 1910-1912 wohl
für Sohn Edsel Ford gebaut.
Die
damalige,
deutsche Ford Niederlassung "Westliche Automobil-Zentrale Praust &
Benda" in Berlin, Joachim Friedrichstraße 37/38 bot das Modell-K als
"Doppelphaeton" für 15.500 Mark an.
Henry Ford bestätigt in seinem Buch "Mein Leben und Werk" die
Vorreiterrolle der europäischen, insbesondere der französischen
Autohersteller vor dem Ersten Weltkrieg. Ford bemerkte, daß ihm 1905
entsprechende Materialien fehlten, um die für einen solchen Wagen nötige
Stabilität bei geringem Gewicht erzielen zu können. Er schreibt weiter: "1905
war ich bei einem Rennen in Palm Beach. Es gab einen Riesenzusammenstoß,
und ein französischer Wagen wurde vollständig zertrümmert. Wir hatten
unser "Modell K", den großen Sechszylinder, laufen lassen. Mir schien,
der fremde Wagen sei zierlicher und besser gebaut als alle, die wir
kannten. Nach dem Unglück sammelte ich einen Splitter vom Ventilschaft
auf. Er war sehr leicht und sehr hart. Ich erfuhr, dass der Splitter aus
einem in Frankreich fabrizierten, Vanadium enthaltenden Stahl bestünde.
Wir fragten bei jedem Stahlwerk in Amerika an - keines vermochte
Vanadiumstahl herzustellen." Ein Rahmen aus Vanadiumstahl sollte
später eines der Geheimnisse des Erfolgs vom Ford
T-Modell werden.
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