Der Libanon knüpfte als erster Markt im Nahen Osten 1920 Beziehungen mit Ford und am 5.9.21 trafen die ersten zerlegten 90 T-Modelle bei Charles Corm in Beirut ein um dort montiert zu werden. Er exportierte sie auch in Nachbarländer wie Palästina, die Türkei, Syrien und Jordanien. Jedes dritte Fahrzeug in der Region war damals ein Ford. Zu den ersten
Ford im damals noch britischen
Palästina werden auch englische und australische Fordson
Armee-LKW gehört
haben. Zudem wurden Anfang der 30er Jahre viele kanadische Ford LKW mit
Marmon-Herrington Allrad Antrieb für den Pipeline-Bau der Ölindustrie genutzt. Bei den saudischen Beduinen waren die meist roten F-Serie V8 Eintonner als "wanet" (eins-acht für eine Tonne Nutzlast und acht Zylinder) bekannt.
Fords Mann im
Nahen Osten, Walter McKee, schlug
eine Montage in der Hafenstadt Haifa vor. Amerikanische
Fachkräfte sollten die
Israelis ausbilden, zudem sollten – wo immer möglich
– einheimische Lieferanten
ausgewählt werden. Noch im gleichen Jahr kam es zu einer 4 Millionen
Dollar Bestellung seitens Israels in Detroit über 1.800 LKW
und Busse, zu guten
Konditionen von der Ford-Bank finanziert. Warum es nicht zur Montagelinie in Haifa kam, kann
nur noch vermutet werden. Waren es die politischen und wirtschaftlichen
Probleme, oder lohnte sich der Deal für Ford schlichtweg nicht?
Der israelische Präsident blieb Ford treu und fuhr
bis zu seinem Tode im Jahr 1952 eine Lincoln
Cosmopolitan Präsidenten Limousine,
die er 1950 von Henry Ford II geschenkt bekam und die sich heute
restauriert in Tel Aviv befindet. König Hussein von Jordanien war auch Lincoln Fan, er fuhr einen 47er Continental und einen 52er Lincoln Capri.
Lincoln Cosmopolitan von
Dr. Weizmann
Sabra
Da die "NATO-Ziege" von der Bundeswehr nicht wirklich gemocht wurde, suchte Ford Köln neue Absatzmärkte für den Allrad-Laster und wurde in der Türkei und bei den Israelis fündig.
Im
Juni 1966 kehrte Ford Importeur und Gründer der Palestine Automobile
Corp. Dr. Shaul Lifschitz von einer Detroit Reise zurück. Dort
versprach er in Israel eine Fertigungslinie hochzuziehen. Am 8.
November 1968, mitten in einer wirtschaftlichen Rezession, bot Ford an
zukünftig Anglia PKW sowie Traktoren im Land zu montieren. Das Angebot auch den Falcon oder Transit Lieferwagen und Kleinbusse bauen zu dürfen wurde jedoch abgelehnt, denn für dieses Segment hatten
die Israelis schon Dodge exklusiv eine Zusage erteilt. Bei "Palestine
Automobiles" wurden Dexta Schlepper gebaut. Die Anglia Produktion lief
aber damals in England schon aus, dessen Nachfolger Escort stand bereits in den Startlöchern.
Bei schönem Wetter wurde am 22. Mai 1968 das Automotive
Industries (AIL) Werk in Upper Nazareth Illit eingeweiht. Zehn weiße, dort
mit aus England angelieferten Teilen montierte Escort standen zur Auslieferung bereit. Bis Jahresende stieg
deren Zahl auf 970, was beweist wie beliebt dieses Modell in Israel
war. Solcherlei
Aktivitäten
wurden von den arabischen Nachbarn mit großem Argwohn
betrachtet
und man
drohte mit einem Ford Boykott würde die
Produktion in Israel nicht
umgehend eingestellt. In 13 Jahren wurden in Nazareth insgesamt 27.604
Escort Mk.I & II gebaut, damit
stellte Ford das zahlenmäßig erfolgreichste je in Israel montierte
Automobil. Automotive
Industries (AIL) baut heute in Upper Nazareth Militärfahrzeuge.
Den Ford Import übernimmt seit
1999 Delek Motors. Für die Armee werden in Israel gepanzerte
Fahrzeuge auf Ford F-Serie Basis gebaut, z.B. die "Plasan Sand Cat ". 2017 erwirbt Ford Anteile am israelischen Unternehmen SAIPS aus Tel Aviv. SAIPS entwickelt mithilfe von künstlicher Intelligenz ein visuelles Erkennungssystem für selbstfahrende Autos, mit dem Fahrzeuge oder Fußgänger selbst bei Unwetter und schlechten Lichtverhältnissen identifiziert werden können. Von den mehr als 6500 Start-Ups, die es im Land gibt, beschäftigen sich bereits 500 ausschließlich mit der Mobilität von morgen. Genau deshalb haben Ford, Daimler oder Volkswagen Forschungsbüros vor Ort eröffnet.