Georges Imbert
Georges
Imbert wurde am 26.März 1884
in Niederstinzel (Lothringen) geboren. Nach guter schulischer Leistung
darf er zur Chemieschule nach Mülhausen, damals eine der besten
Europas. Drei Jahre später ist er Diplom Ingenieur. Bereits im
Alter
von zwanzig Jahren reicht er sein erstes Patent ein, in den
nächsten zehn
Jahren folgen weitere fünfzehn Patente. So u.a. auf dem Gebiet von
Reinigungsmitteln auf Tri-Basis und der Indigosynthese aus Acetylen.
Nach einer Anstellung in einer Seifenfabrik
und einem Aufenthalt in Manchester wird er im Ersten Weltkrieg von der deutschen
Armee eingezogen. Er arbeitet als Chemiker in Linden und Berlin.
Nach Kriegsende kehrt er in die Seifenfabrik
Diemeringen seines Onkels zurück. Er beschäftigt sich u.a auch
mit der Gewinnung synthetischer Kraftstoffe aus Kohle. Dieses Verfahren ist
jedoch unwirtschaftlich, so kommt er auf Holzgas.
Aufbau eines Imbert Holzgasgenerators
1921
ist sein erster mit Holzkohle betriebener Gasgenerator fertig. Ein Jahr
später läuft das erste Kraftfahrzeug mit diesem Prinzip. Das
Holz wird dabei nicht in den Zylindern verbrannt,
sondern in einem Kessel verschwelt. Wird Holz unter Sauerstoffmangel
"verbrannt",
besser als Verschwelen bezeichnet, entstehen brennbare Gase. Diese Gase
werden anschließend gereinigt, gekühlt und dem Brennraum
zugeführt.
1922 schreibt die französische Regierung
einen Wettbewerb für Gasgeneratoren aus, er wird von Engländern
gewonnen. Im Bestreben von ausländischen Kraftstoffen unabhängig
zu werden, wird Imbert 1923 von der Regierung beauftragt einen Holzgasgenerator
zu entwickeln.
Zusammen mit dem Industriellen Dietrich
beginnt Imbert verschiedenen Verfahren zur Holzgasgewinnung zu patentieren.
Als Dietrich jedoch eigene Patente auf dem Gebiet einreicht, kommt es zur Trennung.
1930 gründet Imbert die "Gesellschaft der Imbert-Gasgeneratoren" im Saarland - seinem neuen Wohnsitz. Der französische Kriegminister Maginot nimmt Imbert dieses Wechsel übel, Imbert sieht sich gezwungen Lizenzen an deutsche Firmen zu verkaufen. 1934 versucht Imberts Bruder Jean-Paul auch Lizenzen in Amerika zu verkaufen. 1935 wurde eine große Versuchsfahrt mit 46 Gasgeneratorgetriebenen Fahrzeugen durchgeführt, unter anderem mit Ford V8 Lkw's, einem Ford V8 Reisebus sowie Magirus S3000. Hierbei sollte gezeigt werden das mit heimischen Brennstoffen durchaus ein Fahrbetrieb möglich war.
Die Lizenz für den Imbert Generator
erkaufte sich der deutsche Unternehmer Johannes Linneborn.
Trotz stetiger Weiterentwicklung des Gasgenerators gab es 1938 aber lediglich
88 zugelassene Gasgeneratorschlepper im gesamten Deutschen Reich.
In Köln entstand die "Imbert Generatoren GmbH" in direkter Nachbarschaft zu den Ford Werken.
Die Ford Vergasermotoren mit ihren stehenden Ventilen und die niedrigen
Verdichtung waren besonders gut für den Betrieb mit Imbert-Generatoren geeignet.
Mit der Imbert Holzgasanlage,
die hinter dem Fahrerhaus montiert wird, wurden auch Lastwagen von Berna (CH), Opel
und Mercedes ausgestattet. Aber auch viele Umbauten durch LKW-Händler
und Werkstätten sind bekannt. Die auch bei Schienenfahrzeugen verwandte
Technik war freilich nur eine Übergangslösung, da der Wirkungsgrad
des Antriebs gegenüber dem Benzinmotor sehr gering ausfiel und die
Bedienung dieser Fahrzeuge äußerst umständlich und kompliziert
war.
Der Erfolg in Deutschland ermöglicht Imbert weiter zu forschen. Als jedoch im Mai 1940 das Saarland vor der herannahenden Wehrmacht evakuiert wird flieht Imbert nach Epinal in den Vogesen. Im September des gleichen Jahres kehrt er zurück. Die Firma gehört jedoch mittlerweile zu Imbert-Köln und Georges muß als Angestellter im eigenen Betrieb arbeiten.
Betriebsberechtigungsschein
Eine "Verordnung über den Einsatz
von Schleppern in der Landwirtschaft" vom 11. November 1939 untersagte
es ausdrücklich unter Androhung von Ordnungsstrafen bis zu 10.000
Reichsmark, Traktoren außerhalb der notwendigen Feldarbeit und
zum Betreiben von ortsgebundenen Dreschmaschinen zu verwenden. Doch diese
Maßnahme allein reichte nicht, um im größeren Rahmen Treibstoff
einzusparen, da mittlerweile auch der Krieg eingesetzt hatte und die Wehrmacht
einen entsprechend hohen Kraftstoffbedarf hatte.
Auf Grund des herrschenden Treibstoffmangels
wurde dieses Stiefkind der Schlepperindustrie nun für kurze Zeit zum
Lieblingskind. Die Forschungsstelle entwickelte einen "Einheitsgenerator",
und seit Anfang 1942 wurden Gasschlepper in Deutschland in Serie gefertigt.
Außerdem errichtete man im ganzen Land ca. 2.000 Holztankstellen,
an denen trockenes Holz in Streichholzschachtelgröße verkauft
wurde. Andere Traktoren konnten umgerüstet werden, was allerdings
ziemlich kostspielig (1.200 bis 2.500 Reichsmark je nach Schleppertyp)
war. Daher wurden viele Schlepper erst einmal stillgelegt.
Dennoch werden im Zweiten Weltkrieg rund
1 Mio. Kfz mit Generatorgas betrieben. Lkw-Laufleistungen bis über
300.000 km werden realisiert. Neben Deutschland gehören auch die Schwedenund
Russen zu denjenigen Ländern, die einen Großteil der zivil
genutzten Fahrzeug auf Holzgas umstellen. Wurden zunächst die
Imbert-Generatoren
noch unförmig außen am Fahrzeug nachgerüstet, wiesen
spätere
Konstruktionen bereits eine harmonischere Integration in die Aufbauten
auf. 1943 organisierte Ford eine Winterprüfungsfahrt in Zell am
See. Eine ganze Flotte Ford V8 Lkw und ein V8 Reisebus mit Gasgenerator
kämpfen sich durch die tief verschneite Landschaft. Noch 1945
produziert allein Imbert in Köln 500.000 Holzgasgeneratoren!
Zusätzlich lieferten auch die Ford Werke in Kopenhagen und Finnland Holzgasgeneratoren.
Werbung 1943
In Deutschland avanciert Imbert zum „Holzgas Papst“ und erhält 1944 sogar ein Verdienstkreuz. Bei der Besetzung des Saarlands durch im Amerikaner im Dezember 1944 kommt Imbert um eine Inhaftierung herum, sein Betrieb wird jedoch verkauft. Imbert verliert das Interesse und stirbt 1950 im Alter von 66 Jahren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Ende der Benzinrationierung wurde die Produktion der Holzgasfahrzeuge jedoch aufgrund ihrer niedrigen Leistung und ihrer komplizierten wie gefährlichen Handhabung wieder fast vollständig eingestellt. Imbert schloß 1952 die Tore. Nur wenige Fahrzeuge haben überlebt. Die ehemaligen Gebäude der Imbert Werke gehören heute zum Ford Werksgelände und beherbergen u.a. den Vorserienbau.
V8 Typ 51 mit Imbert
Anlage
Bei Ford in Köln wurde ein V8 Typ 51 LKW mit Imbert Generator von Auszubildenden restauriert. Er befindet sich heute im Deutschen Museum München.
Nur in Skandinavien erlebt die Holzgastechnologie
für Autos eine kleine Renaissance. Findige Bastler betreiben im waldreichen
Schweden und Finnland ihre Autos mit selbstgebauten Generatoren.
Dagegen ist Holzgas für ortsfeste Anlagen durchaus heute noch
zeitgemäß, die "Imbert GmbH für Energie und Umwelt" in
Weilerswist beschäftigt sich bis heute noch mit dieser Technik.