Techno Classica 2012
50 Jahre Taunus 12m (P4)

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Völlig überrascht waren die deutschen Ford-Ingenieure in Köln-Niehl Anfang der 60er Jahre über das, was ihnen unter dem Codenamen Cardinal aus Detroit geschickt wurde. Nur zögerlich akzeptierten die Kölner den ungewöhnlichen V4 Motor, denn er machte Front gegen traditionelle, europäische Motorenbauprinzipien: zwei Zylinderreihen standen sich im 60-Grad-Winkel gegenüber. Gut ein Jahr später hatten die Kölner Motorenbauer den V4 von ursprünglich 1,5 auf 1,2 Liter Hubraum abgemagert, mit einem Solex-Fallstromvergaser versehen und für den Großserienbau vorbereitet und im neuen Motorenwerk gebaut.

Mit dem V4 Motor aus Detroit kam aber noch ein artfremdes Ford-Produkt in das Kölner Werk: eben jener Cardinal. Der Kompaktwagen sollte der langsam steigenden Flut europäischer Kleinwagen in den USA Paroli bieten. Doch das ehrgeizige Projekt von Fords erstem Wagen mit Frontantrieb wurde im Endstadium abgebrochen und schließlich der deutschen Tochter am Rhein überlassen.
40 PS aus 1,2 Liter Hubraum trieben schließlich den ersten frontgetriebenen Ford auf 125 km/h. Mit immer neuen Varianten baute Ford in den kommenden Monaten die Modellpalette aus. Geradezu unverwüstlich präsentierte sich ab September 1963 auch eine abgespeckte 1,5-Liter-Version mit gesunden 50 PS, im März kam der dreitürige Kombi mit 475 kg Nutzlast hinzu. Vervollständigt wurde das Angebot dann im September mit einer viertürigen Limousine und einem Coupé, bei dem sich die Frontscheibe ins Dach wölbte. Die letzte Änderung im P4 erfuhr das 1,5 Liter-Triebwerk ein Jahr später: Mit 65 PS avancierte der V4 zum Star im 12M TS, der besonders als Coupé hervorstach.

Die Standfestigkeit des Motors stellte Ford im Spätherbst 1963 eindrucksvoll und werbewirksam unter Beweis. Mit einer serienmäßigen 12M Limousine spulten Testfahrer auf der alten Miramas-Rennstrecke in Südfrankreich in 5 Monaten und 19 Tagen eine Strecke von 358.274 km ab, was der Entfernung Erde-Mond entspricht. Des Meisterstücks Mondfahrt endete mit zerknautschter Karosserie, es hatte jedoch seine Standfestigkeit bewiesen: 145 Langstrecken-Weltrekorde wurden bei dieser Gelegenheit gebrochen, die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 106,5 km/h.
Für den Fahrgenuß auf der Erde präsentierte im gleichen Jahr die Kölner Karosseriebaufirma Deutsch ein viersitziges Vollcabriolet.
Die Modellpflege beschränkte sich ab jetzt auf technische Verbesserungen: neue Vorderachs-Aufhängung, vordere Scheibenbremsen, Startautomatik, Frischluftdüsen am Armaturenbrett.