Ford Tri-Motor
H.A.Schults' geflügelter Fiesta war nicht der erste Ford, der hoch hinaus wollte.
Henry Ford und sein Sohn Edsel waren sehr an der Luftfahrt interessiert und führten schon im April 1925 versuchsweise eine Lufttransportverbindung zwischen Detroit und Chicago ein. Angeregt durch die Atlantik Überquerung des Flugpioniers Charles Lindbergh erwarb die Ford Motor Company 1925 die South Metal Airplane Company und begann mit der Produktion eines dreimotorigen Transportflugzeugs. Das Design basierte auf dem einsitzigen Ganzmetall Flugzeug 'Stout Pullman', inspiriert durch Hugo Junkers' Flugzeuge in Deutschland. Stout war ein kühner und einfallsreicher Verkäufer, so verschickte er einen Brief an viele Hersteller: "Für Ihre eintausend Dollar bekommen Sie von mir ein Versprechen: Sie werden das Geld nie zurück bekommen." In kurzer Zeit trieb er auf diese Weise 20.000$ auf, darunter je 1000$ von Henry und Edsel Ford.
Ford Trimotor
Der Erstflug einer Tri-Motor war am 11.Juni 1926 und die Produktion wurde bis 1933 aufrecht erhalten.
Die erste dreimotrige Stout war die 3-AT ('AT' für 'Air Transport'). Den Spitznamen 'Tin Goose' (Blechgans) erhielt sie wegen ihrer unansehlichen Wellblech Außenhaut. Die 3-AT konnte nicht 'Power-Off', d.h. ohne Gas gelandet werden, da die Motorenanordnung im Landeanflug störende Luftwirbel hervorruf. Im Januar 1926 brach im Werk nach dem dritten Flug der 3-AT ein mysteriöses Feuer aus, das neben unter anderem auch dieses Flugzeug zerstörte. Die 3-AT wurde nicht weiterentwickelt und war Stouts' letzte Entwicklung. Danach befaßte sich eine Gruppe von Ingenieuren mit der Entwicklung der 4-AT, die nicht nur oberflächlich Ähnlichkeit mit den holländischen Fokker Maschinen aus der Zeit hatte. Die 4-AT machte ihren Jungfernflug am 11.Juni 1926.
Die zunehmende Nutzung durch Luftfahrtgesellschaften und die Verfügbarkeit der neuen Pratt and Whitney 420PS 'Wasp' (Wespe) Motoren führte zum Modell 5-AT im Sommer 1928. Sie wurde die bekannteste Tri-Motor Maschine. Bis 1929 wurde die Produktion auf vier Flugzeuge pro Woche gesteigert, außerdem gab es viele Varianten für die US- Armee, Luftwaffe und Marine. Tri-Motor Flugzeuge wurden mit Rädern, Schwimmern und Skiern ausgeliefert, eine 5-AT-C wurde zu einem Bomber umgebaut, stürzte aber bei Versuchen ab und das Projekt wurde nicht weiter verfolgt. Die zwei folgenden Typen 8-AT und 14-AT kamen über das Prototypen Stadium nicht hinaus.
Die Tri-Motor ist ein Flugzeug mit gutmütigem Flugverhalten, sie läßt sich auch mit nur zwei Motoren gut fliegen ohne an Höhe zu verlieren. Sie ist stabil und kann auch auf Graspisten starten und landen. Viele Amerikaner erlebten ihren ersten Flug in den 20er und 30er Jahren in einer Ford Tri-Plane. Es war die konsequente Anwendung von Produktionsmethoden des weltgrößten Automobilherstellers und die stetige Weiterentwicklung, unterstützt durch Werbung mit Sicherheit, die in einer Zeit, als Zuverlässigkeit und Sicherheit entscheidend waren, zum Erfolg beitrugen. 'Die Tri-Motor setzte zu ihrer Zeit den Standard für den Passagier Lufttransport' schrieb eine Luftfahrtzeitschrift, denn die Toilette an Bord und der Service durch eine Stewardeß waren damals noch neu.
Unter dem Titel 'The Flying Ford lives on' (der fliegende Ford lebt weiter) schrieb das britische Flugmagazin 'Aeroplane': 'Die Ford Motor Company war ein ernst zu nehmender Wettbewerber in der Luftfahrt Industrie. Wäre Henry Fords' Interesse an der Luftfahrt nicht durch die Weltwirtschaftskrise beeinträchtigt worden, so wären Ford Flugzeuge heute so populär wie ihre Gegenstücke auf der Straße.'
 
Ford Trimotor
Insgesamt baute Ford 199 Maschinen, viele davon gingen an Luftfahrtgesellschaften in den USA (u.a. TWA), Kanada, Mexico, Zentral und Südamerika, Europa, Australien und China.
Die Ganzmetallbauweise, die Ford in den 20er Jahren ausgiebig in der Werbung beschrieb, zeigte ihren Wert erst später. Die Lebensdauer der Flugzeuge war damals kurz, und so wies Ford 1929 in einer Anzeige darauf hin, das bis dato noch kein Flugzeug ausgemustert wurde.
Zirka zwanzig 'Tin Goose' sind heute noch flugfähig, eine davon gehört Island Airlines in Port-Clinton/Ohio und wird täglich für Rundflüge genutzt.
Ford Trimotor
Noch vor dem Beitritt der USA zum Zweiten Weltkrieg produzierte Ford Lastensegler für die US Air Force, die dreißig Mann mit Ausrüstung aufnehmen konnten. Während des Kriegs baute man dann in Lizenz Corvair B-24 'Liberator' Bomber im Willow-Run Werk Michigan. Die erste dieser B-24 wurde am 28.November 1942 fertiggestellt, die letzte von insgesamt 8685 am 28.Juni 1945. Außerdem baute Ford während des zweiten Weltkriegs in den USA noch 57.000 Flugmotoren.
Im heutigen Jaguar-Werk Castle Bromwich wurde ab 1940 das berühmte Jagdflugzeug 'Spitfire Mk.II' und dessen Ableger 'Seafire' montiert. Nach etlichen Anlaufschwierigkeiten betrug der Ausstoß maximal 320 Maschinen pro Monat, die höchste Rate aller alliierten Werke. Insgesamt wurden in Coventry fast 12.000 gebaut. Zusätzlich montierte man ab 1943 noch dreihundert der 'Lancaster' Bomber und weitere Rüstungsgüter.
Auch bei Ford in Brisbane/Austalien wurde die zivile Produktion umgestellt und neben anderen Rüstungsgütern auch Flugmotoren überholt.
 
Technische Daten einer Stout Tri-Motor:
Baujahr:     1928
Motoren:     drei luftgekühlte Pratt&Whitney R-985 Sternmotoren mit je 450PS
Besatzung: zwei Piloten, eine Stewardeß
Reichweite:ca. 885 km
Tankinhalt: 1317 Liter
Spannweite: 23,7 Meter
Länge:         15,1 Meter
Höhe:             4,2 Meter
Max. Abflugmasse: 6010 kg
Leergewicht: 748 kg
Nutzlast:         1814 kg
Reisegeschwindigkeit: 185 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 217 km/h
Mindest Fluggeschwindigkeit: 103 km/h
Steigrate:     5,6 m/s
Dienstgipfelhöhe: 5300 Meter
tm

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