Fordson Dexta, Super Dexta

Ford Diesel 2000

Ebro 55

Baujahre: Nov. 1957-1964 in Dagenham (GB), Basildon (GB), Salisbury (Rhodesien), Antwerpen (B) und Highland Park (USA), Ebro 55: Barcelona (E)
Motoren: Diesel: Dreizylinder Reihenmotor, 30 PS (Super Dexta 39,5 PS, Diesel 2000: 44,5 PS)
                  Benziner: Vierzylinder Ferguson Standard 23c
Kraftübertagung: Sechsgang- (bzw. Fünfgang für die deutsche Version) Getriebe, a.W. Allradantrieb

Forsdon Dexta und Super-Dexta
Fordson Dexta

Zur Entscheidung von Ford England einen kleinen Traktor herzustellen, verhalf sicherlich der große Erfolg des Ferguson 35. Die vielen kleineren und mittleren Bauernbetriebe waren jetzt, gut 10 Jahre nach dem Krieg, endlich in der Lage einen etwas größere Traktor anzuschaffen. Die guten Verkaufszahlen bei Ferguson bestätigten den Bedarf an Traktoren in der 30 PS Leistungsklasse. Man bedenke dabei, daß in Deutschland die durchschnittliche Leistung der Traktoren zu dieser Zeit noch bei ca. 18 PS lag. Sicherlich kam die Entscheidung bei Ford etwas zu spät, denn der Hauptkonkurrent Ferguson machte sich schon gewaltig breit mit dem Ferguson FE35 bzw. Massey Ferguson MF35.

Doch als 1957 der Fordson Dexta vorgestellt wurde, kam wieder einmal eine typische Ford-Firmen-Politik zum tragen: Der niedrige Verkaufspreis. Der Fordson Dexta war der billigste Traktor in der 30 PS Klasse und das bei neuestem Stand der Traktorentechnik. Vor allem sei hier die perfekt funktionierende Dreipunktregelhydraulik und die fahrkupplungsunabhängige Zapfwelle (Doppelkupplung) zu erwähnen. In optischer Erscheinung ist der Fordson Dexta ein verkleinerter Major - was auf ein perfekt eingespieltes Designer  Team hinweist, doch das Grundkonzept der Bauweise hat nicht das Geringste mit dem Fordson Major gemeinsam.
Bei genauerem Betrachten kommt einem eher der Gedanke daß der Dexta eine Kopie des kleinen grauen Ferguson bzw. des 35ers ist. Verblüffend die Ähnlichkeit der Vorderachse und auch der Hinterachse sowie die Gestänge der Dreipunkthydraulik. Hier steckt wohl die Handschrift von Harry Ferguson drin. Das wird auch deutlich, wenn man sich die Entwicklungsgeschichte des Dexta verinnerlicht. Als Grundlage zur Entwicklung des Dexta wurde der von Henry Ford und Harry Ferguson gemeinsam entwickelte Ford/Ferguson 9N genommen. Viele konstruktive Elemente sind hier leicht zu erkennen. Der von Ford weiterentwickelte Ford Traktor 9N stand dann Pate für das Finish des Dexta.

Sowohl Ford als auch Ferguson haben nach dem Bruch des "Handshake Abkommens" alle konstruktiven Merkmale des gemeinsam entwickelten 9N weitergeführt. Zum Beispiel sind die Felgen des Dexta und des Ferguson T-20 oder MF35 völlig identisch, die Hydraulikarme sind nahezu gleich, die Bremsbeläge oder die Radmuttern austauschbar. Ein Bedienungselement was nur Ford und Ferguson Traktoren aufweisen, ist der Handgashebel unterhalb des Lenkrades auf der rechten Seite. Fußgasbedienung war nie vorgesehen auch nicht als Zubehör. Wer bei wem abgekupfert hat sei dahingestellt.

Die offizielle Vorstellung des neuen Fordson Dexta wurde im Jahre 1957 im Alexandra Palace in London vom 19. bis 26 November für Presse, Händler und Handelsdelegationen durchgeführt. In der riesigen würdevollen Säulenhalle präsentierten sich knapp 20 Dextas und 25 speziell für den Dexta entwickelte Anbaugeräte. Diese Anbaugeräte waren die Entwicklung und Produktion von Ransomes und Ford. Interessant ist, daß die meisten der ausgestellten Traktoren kein Innenleben hatten, denn die Produktion des Traktors war ja noch nicht angelaufen und es gab nicht genügend Teile aus der Vorproduktion. Die Vorstellung des Dexta für die Öffentlichkeit fand im Dezember zur Smithfield Show statt.

1957 im späten Dezember liefen die ersten 144 Dexta vom Band. 1958, im ersten richtigen Produktionsjahr, liefen über 22.000 Dextas in Dagenham vom Band. Der Preis des Fordson Dexta lag bei 555 Pfund oder in Deutschland 11.500 DM. Zum Vergleich kostete der Ferguson 35 ca. 13.200 DM. Wieder einmal schaffte es Ford Marktführer zu werden. 70 Prozent der Produktion gingen in den Export. Allein 5.000 Dexta lieferte man im Jahre 1959 nach USA.

Der schnelle Erfolg des Dexta war auch darin begründet, daß Ford intensive Werbung in Form von Traktor-Demonstrationsveranstaltungen machte. Mit ungeheurem Aufwand zogen Techniker, Fahrer, und Verkäufer mit einem großem Aufgebot an Traktoren und Gerätschaften über das Land und zeigten in spektakulärer Aufmachung den Bauern, zu was der kleine Traktor alles fähig ist. Nicht nur in England, auch in Deutschland fanden diese Zirkus-artigen Verkaufsschauen statt, bei denen ein Dexta per Funkfernsteuerung gefahren wurde. Der Bediener fuhr dabei gleichzeitig auf einem Fordson Major.

Schon 1959 wurde der Dexta mit Allrad von der Firma Roadless angeboten. Genaue Stückzahlen sind nicht bekannt. 1960 wurde für Wein- und Hopfenbau ein Dexta als Schmalspur angeboten. Ebenso gab es Straßen- und Golfplatzversionen. Als interessanteste Version erscheint der Petrol Dexta. Dieser hat nicht den 3-Zylinder Diesel als Triebwerk, sondern einen Ferguson Standard 23c Motor. Der Streit zwischen Ford und Ferguson war kaum vorbei und schon wieder kam es zu Handelstätigkeiten miteinander. Die Entscheidung einen Fordson Dexta mit Benzinmotor anzubieten wurde beeinflusst durch einige Exportländer, in denen die Bauern Kraftstoffsubventionen für Benzin bekamen, z.B. Dänemark. Der Fordson Petrol Dexta mit Benzinmotor ist bedingt durch den Vierzylindermotor 10 cm länger als der Dreizylinder Diesel. Aber nicht nur verlängerte Haube, sondern auch die Vorderachsstabilisatoren sind verlängert. Ein Zusatztank, zur Befriedigung des enormen Benzindurstes, ist unter der Haube untergebracht, die Batterie sitzt dafür auf dem linken Trittblech. Verblüffend ist die Höchstgeschwindigkeit von nahezu 50 km/h, die dieser Benzin Traktor erreichen kann. Aber auch die ganz normale Dieselausführung war im 6.Gang mit fast 35 km/h für die damalige Zeit recht schnell. Ab September 1960 bekam das Getriebe eine andere Übersetzung und die Höchstgeschwindigkeit reduzierte sich auf ca. 28 km/h, immer noch beachtlich für die damalige Zeit.

Interessant ist, daß der Dexta auf dem deutschen Markt mit nur fünf Vorwärtsgängen angeboten wurde, wobei er in den anderen Ländern 6 Gänge aufbot. Die eingetragene Höchstgeschwindigkeit betrug 20 km/h. Der Grund hierfür war sicherlich die gesetzliche 20 km/h Grenze der Führerscheinregelung. Vermutlich haben die meisten Besitzer damals sehr schnell herausgefunden, daß es da noch einen sechsten Gang gibt, den man mit der Eisensäge befreien konnte. Eine weitere Besonderheit des Dexta ist, daß keine Anhängerkupplung im deutschen Sinne vorgesehen war. Für Zugarbeiten wurde das verstellbare Zugpendel oder die automatische Hitch unter der Hinterachse angebracht. Die Verwendung von 2-achsigen Anhängern war in England nicht üblich, deswegen die Vorrichtungen für Einachsbetrieb. Der Einachsanhänger hat den Vorteil, daß die Hinterräder des Traktors mit zunehmender Ladung belastet werden und die Zugleistung entsprechen zunimmt. Noch eine Besonderheit die der deutsche Markt hervorgebracht hatte waren die großen, radabdeckenden Kotflügel. Hier hatte sicherlich der deutsche TÜV seine Finger im Spiel. Alle anderen Exportländer akzeptierten Muschelkotflügel.

Als Zubehör wurde eine Riemenscheibe für stationären Antrieb angeboten sowie verstellbare Hinterradfelgen. Im Oktober 1960 wurde gleichzeitig mit Einführung des Super Major eine kleine Änderung zur Wahrung der Produktlinie vorgenommen. Die Scheinwerfer fanden nun nicht mehr klassisch links und rechts der Haube Platz, sondern drängen sich nun innerhalb des Kühlergrills, so wie es auch beim neuen Super Major zu sehen war. Der Prototyp des Super Dexta wurde im Herbst 1961 vorgestellt. Äußerlich erkennbar an der neu gestylten Motorhaube, technisch verbessert durch mehr Hubraum, mechanisch geregelte Simms Einspritzpumpe und Differentialsperre. Die Leistung wurde angegeben mit 39,5 BHP. Die Produktion des Super Dexta begann im Frühjahr 1962. Die Farbgebung des Super Dexta 1962 war immer noch Fordson blau mit orangen Felgen. Im März 1961 wurde die Tractor Division der Amerikanischen Muttergesellschaft zugeführt. Ein Jahr später im März 1962 wurde die britische Traktorproduktion umstrukturiert zur "Ford Tractor Division". Drei Produktionsstätten wurden bestimmt für die Produktion der neuen Traktorlinie: Highland Park in USA, Antwerpen in Belgien, und Basildon in England waren die neuen Standorte für die Traktorenproduktion. Die Fabrik in Basildon wurde ab 1960 neu errichtet um die zunehmend veralteten Anlagen in Dagenham stillzulegen. Ab Mitte 1962 bekamen alle USA Export Fordson Modelle die Farbgebung blau/hellgrau und der Dexta hatte die Bezeichnung "Ford Diesel 2000" und der Major wurde zum "Ford Diesel 5000". Die Traktoren für den restlichen Markt wurden erst ab Sommer 1963 als "New Performance" in den neuen Farben zum Verkauf angeboten.

Die Einspritzpumpe des Super Dexta wurde noch einmal geändert und daraus resultierte dann eine Leistung von 44,5 BHP. Als im Juli 1964 der letzte Fordson Traktor Dagenham verlässt, werden auch gleichzeitig in Dagenham die Tore für Traktoren geschlossen. Die Produktionsmaschinen wurden nach Barcelona verkauft und dort wurde der Super Major in Lizenz als Ebro 55 bis in die 70er Jahre produziert, selbst nachdem Massey-Ferguson längst die Ford Anteile an Ebro übernommen hatte.

wir danken Hartmut Lindner und Stefan Riegel für die freundliche Zustimmung zur Veröffentlichung der Dexta Typengeschichte und des Bildmaterials

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