Ford Typen Geschichte
Teil 4 - Umstellung auf Rüstungsproduktion und Neubeginn
1940 Im ersten Jahr des zweiten Weltkriegs sinkt die Produktion des Kölner Ford-Werks um 50 Prozent auf rund 17.500 Fahrzeuge. Durch die sprunghaft angestiegene Produktion für die Wehrmacht – seit dem deutschen Überfall auf Polen versteht sich Ford ausdrücklich „in vollem Umfang als Rüstungsbetrieb“ – können die Umsätze von 1933 bis 1940 von 17,7 Millionen RM auf 118,8 Millionen RM gesteigert werden. Im Rechenschaftsbericht des Vorstandes für das Geschäftsjahr 1940 heißt es mit einigem Stolz, es habe „im Zeichen der Ausrichtung auf die Erfordernisse der Kriegswirtschaft“ gestanden. „Wir konnten mit Genugtuung feststellen, dass Kölner Ford-Wagen zu einem erheblichen Hundertsatz der Wehrmacht zur Seite standen und sich überall als treue und zuverlässige Helfer bewährt hatten.“
Ford gelang es die Fertigung weiter laufen zu lassen und Ford Amerika blieb bis zum Kriegsbeitritt der USA 1941 weitgehend Eigentümer der deutschen Werke. Selbst danach amtierte der Vorstandsvorsitzende Schmidt weiter als "Verwalter" des Werkes.

1941 Am 20. April – „Führers Geburtstag“ – wird der Vorstandsvorsitzende bzw. der „Betriebsführer“ der Ford-Werke AG Robert H. Schmidt zum „Wehrwirtschaftsführer“ ernannt. Am 13. Juni 1941 führt er im Rahmen einer Betriebsfeier zum zehnjährigen Jubiläum des Kölner Werkes aus: „Die Umstellung von der Friedensproduktion auf Kriegswirtschaft vollzog sich im allgemeinen reibungslos. Die von der Wehrmacht eingesetzten Ford-Wagen konnten sich an allen Fronten bewähren.“

1942 Nach dem Produktionsstopp für PKW liefen seit 1942 in Köln nur noch LKW vom Band. Hier kam den in hoher Stückzahl produzierten 3-Tonnern für den Truppentransport der Wehrmacht eine große Bedeutung zu. Ford zählte – neben Daimler-Benz und Opel – zu den wichtigsten LKW-Lieferanten der deutschen Wehrmacht. Das "Maultier" - Kreuzung aus einem Ford V3000S LKW und dem englischen Carden-Loyd Kettenantrieb - wird in Kooperation mit Klöckner-Humboldt-Deutz und Daimler-Benz gebaut.
In Protokollen ist 1942 von einem 25% Anteil ausländische Zwangsarbeiter an der Belegschaft die Rede, was 1.000 Arbeitern entsprach. Bereits 1943 ist darin von einem Anteil in Höhe von 50% die Rede, was 2.500 Arbeitern entsprach. Zur Unterbringung der Zwangsarbeiter befand sich in unmittelbarer Nähe zum Firmengelände ein Barackenlager.

Auch das britische Ford Werk spielte für die Kriegshandlungen eine bedeutende Rolle. Dagenham baute über 13.000 Kettenfahrzeuge des Typs „Universal Carrier“, mehr als 250.000 V8-Motoren und über 185.000 Militärfahrzeuge. Ein Werk in Manchester stellte über 30.000 Rolls-Royce Merlin V12-Flugzeugmotoren (27 Liter Hubraum) her, die in Kampfflugzeugen wie der Hurricane, Mosquito oder Lancaster zum Einsatz kamen.
Die Produktion von Zivilfahrzeugen kam am 1. Februar 1942 bei Ford in den USA zum Erliegen, als das Unternehmen sämtliche Ressourcen auf den Bau von Kriegsgerät verwendete. Im Rahmen eines von Edsel Ford initiierten gigantischen Rüstungs-Programms wurden in weniger als drei Jahren 8.600 viermotorige B-24, die so genannten 'Liberator'-Bomber, CG-4A Lastensegler, 57.000 Flugzeugmotoren und mehr als 250.000 Panzer, Sturmgeschütze und sonstiges Kriegsgerät in den Ford-Werken hergestellt.
Edsel Ford starb 1943, als das von ihm angestoßene Programm auf vollen Touren lief. Der zutiefst trauernde und deutlich gealterte Henry Ford übernahm bis zum Ende des zweiten Weltkriegs noch einmal die Führung des Unternehmens.

1944 Seit August 1944 unterhielten die Ford-Werke neben einem Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiterlager ein eigenes KZ-Außenkommando des Konzentrationslager Buchenwald. Das Kommando „Köln-Ford“ traf am 12. August 1944 mit 50 Häftlingen und einer 16-köpfigen SS-Bewachung in Köln ein und wurde in einer Baracke in der Nähe des Werkes untergebracht. Für die Häftlinge bezahlte Ford bei Facharbeitern pro Tag 6 und bei Hilfsarbeitern 4 Reichsmark an die SS.

Die Produktion in Köln geht auf weniger als 3.000 Fahrzeuge im letzten Kriegsjahr zurück. Im August 1944 verursachten Bomben einige Schäden auf dem Gelände der Ford-Werke. Zu Beginn des Krieges wurden die meisten Schäden in den Lagern und bei Materialtransporten verzeichnet. Im Oktober war das Werk zweimal das Ziel von Bomben, die das Werksgelände und das Arbeiterlager beschädigten. Als Folge der schweren Oktober-Angriffe wird die Kölner Produktion bis zum 16. November 1944 stillgelegt (ein Teil lief bis zum 28. Februar 1945 weiter), um jedoch am 4. Mai 1945 wieder aufgenommen zu werden. Das war nicht zuletzt durch eine bereits im August 1944 angeordnete Verlagerung großer Teile der Produktionsanlagen ins Rechtsrheinische möglich. Bis Mitte November 1944 waren auf diese Weise rund 80 Prozent des Maschinenparks zu fünf Standorten – vorwiegend in das Aggertal nahe Köln – transportiert worden.

zerstörte Hallen in Köln
zerstörte Hallen im Werk Köln-Niehl

1945 Beim Einmarsch der Alliierten in Köln in März zerstörten Artilleriegeschosse die Freizeithalle und die Lagergebäude, beschädigten Büros und eine Werkstatt und ließen viele Fenster im Werk zu Bruch gehen. Rund ein Viertes des Werks wurden zerstört und der Verwaltungsbereich in Brand gesetzt. Bei der Wiederherstellung der Büros wurde dieser Bereich dann direkt um ein Geschoss aufgestockt. Bereits einen Tag vor der deutschen Kapitulation läuft, nachdem die Militärregierung die notwendige Genehmigung erteilt hatte, die Produktion bei Ford in Köln am 4. Mai 1945 wieder an. Auch auf anderem Gebiet sprang die Besatzungsmacht hilfreich zur Seite: Mit ihrer Hilfe – sie stellte schwere Transportfahrzeuge zur Verfügung und erhöhte eigens die Stabilität der Rheinbrücken – gelang der schnelle Rücktransport der Produktionsanlagen. Bereits im September 1945 war deren Rückverlagerung abgeschlossen. Ende des Jahres arbeiten schon wieder mehr als 2.700 Menschen bei Ford. Drei Briten aus London wurden von der Militärregierung für die Leitung des Kölner Werks abgestellt: C. Thacker für die Verwaltung, T.W. Horlock ist für Produktion zuständig und Tom Mc Carthy kümmert sich um die Lagerverwaltung,Die Ford-Werke reichten Schadensansprüche in Höhe von 11.929.803 Reichsmark bei der deutschen Regierung ein und erhielten 361.181 RM für in 1941 und 1942 erlittene Schäden. Ein 1942 erlassenes Gesetz machte es den Ford-Werken nicht möglich, weitere Schadensersatzforderungen an die deutsche Regierung zu stellen.

Henry Ford tritt zum zweiten Mal als Präsident zurück und übergab die Führung an seinen Enkel Henry Ford II.

1946 steigerten die Ford-Werke die Produktion und begannen mit der Überholung von Motoren für die Briten. Trotz Energie- und Materialengpässen werden fast 4.700 Lastwagen produziert. Der Betrieb in Berlin-Johannisthal, Segelfliegerdamm 1-11 - nun in der sowjetischen Besatzungszone gelegen - wird geschlossen. Zum Ende des Jahres gibt es mit 188 Ford-Händlern wieder eine neue Verkaufsorganisation.
Henry Ford II heuert die sog. "Whiz-Kids" an, Manager aus dem ehemaligen Army Air Force Corps. Sie sorgen in kurzer Zeit für eine komplett neue und effektivere Organisationsstruktur. Seinem Großvater wird beim American Automotive Golden Jubilee für seinen Beitrag zur Automobilindustrie gewürdigt. Zudem verlieh ihm das American Petroleum Institute für seinen herausragenden Beitrag zum Wohle der Menschheit die erste Goldmedaille seines Lebens.

1947 Am 7. April um 23:40 Uhr starb Henry Ford in seinem Haus in Fairlane/Dearborn – wegen eines Hochwassers bei Petroleumlampen und Kerzen, wie bei seiner Geburt 83 Jahre zuvor.
Aufgrund von Lieferengpässen sank die Kölner Produktion 1947, nahm aber 1948 und 1949 wieder zu. Um Streiks zu verhindern tauscht die Betriebsleitung ohne Wissen der Militärregierung einen LKW gegen Lebensmittel und einen weiteren gegen Fahrräder. Erst so konnten die Arbeiter das Werk erreichen.

1948 Während seines Köln Besuchs im Frühjahr bot die britische Besatzungsmacht Henry Ford II 60% des zerstörten Volkswagenwerks zum Kauf an. Doch Ford glaubte nach einer Probefahrt im Volkswagen nicht an einen Erfolg der Porsche Konstruktion. Seine größte Fehlentscheidung - wie er später zugeben mußte. 
Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland beginnt am 1. Oktober die Produktion des neuen Taunus: Der „Buckel“ erwacht zu einem zweiten Leben.

Am 8. Juni 1948 wurde im New York Waldorf Astoria mit viel Furore der Ford 1949 vorgestellt. Das schlanke und schnittige Modell kam mit unabhängiger Vorderrad-Aufhängung und neuen Seitenfenstern im Heck, die sich öffnen ließen. Die innovative Integration von Karosserie und Kotflügeln war zukunftsweisend für das Fahrzeug-Design. Mit dem 1949er Ford gelang der Ford Motor Company wieder der Sprung nach oben. Mit 807.000 verkauften Fahrzeugen – der besten Verkaufszahl seit 1929 - und einer Gewinnsteigerung von 94 Millionen im Vorjahr auf 177 Millionen Dollar nahm das Unternehmen 1949 den zweiten Platz in der durch harten Wettbewerb gekennzeichneten US-Autobranche ein. 

1949 Eine Spezial-Ausführung des Taunus und ein sogenannter Schnell-Lieferwagen werden präsentiert.

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